Ein Einkaufs-Drama in drei Akten ODER: Shopping mit Zwillingen

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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Manche erforschen die Wildnis, andere durchqueren die Ozeane. Ich war alleine mit Zwillingen einkaufen – ein Drama in drei Akten…

Von Gast-Blogger Papa Vater (auch bekannt als „Bester Ehemann der Welt“)

Wenn der Hunger groß und der Kühlschrank leer ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Beim Chinesen des Vertrauens bestellen, oder die Zwillinge einpacken und einkaufen fahren. Und weil ich ein Abenteurer bin und kein Glutamat mag, entschied ich mich für letzteres. Also packte ich die beiden Lieblinge ein und fuhr in den Supermarkt. Ein grober Fehler….

Des Dramas erster Akt: Prinzipiell ist es ja so: Man betritt ein Geschäft, packt in den Wagen was man braucht, bezahlt und fährt dann wieder nach Hause. Mit Zwillingen ist das ganz anders: Der Einkaufswagen ist nämlich schon vor der Shopping-Tour besetzt. Mit zumindest einem Kind. Das will im Wagen das Surfen erlernen und steht dementsprechend oft während der Fahrt auf. Das zweite Kind sitzt im Kindersitz. Manchmal will es auch in den Wagen klettern. Das wusste ich bis Dato nicht.

Schon nach den ersten paar Regalreihen machte sich eine gewisse Unruhe in unserem Shopping-Mobil breit. Mickey wetzte unruhig hin und her und wurde immer sorgenvoller, während Mouse sich in einem Ausmaß für die Einkäufe zu interessieren begann, das eher störend war: er lutschte an der Mettwurst,  drückte auf dem Mozzarella herum und schüttelte das Gurkenglas. Ich wollte das Kind gerade loben, weil es schon so jung bereit war, seinem alten Herren eine Dose Bier aus dem Regal mitzunehmen. Aber dann versuchte er diese zu öffnen. Also von mir hat er das  nicht…   Mickey wurde währenddessen immer unruhiger und rutschte nervös hin und her. Seine Nasenflügel begannen zu vibrieren, seine Unterlider zitterten und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Viereck.

Des Dramas zweiter Akt: Genau zwischen Dosenmais und Gurkengläsern ging schließlich ein Heulkonzert los, das die Sardinen in den Büchsen wieder zum Leben erweckte. Mit Krokodilstränen, die so groß waren, dass die australische Feuerwehr damit Buschbrände löschen könnte. Sie spritzen im 90 Grad Winkel aus den Augen. Schnell zog ich Mickey an mich heran, nur um mitzubekommen wie Mouse gerade genüsslich in die Butter biss…

Panik machte sich still und leise in mir breit. Das war auch schon das einzig Stille an uns dreien. Mouse und ich kämpften um die Butter und Mickey um die Aufmerksamkeit aller Kunden. In solchen Momenten muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss: kühlen Kopf bewahren. Ich riss Mouse den Salatkopf aus der Hand, den er gerade Blatt für Blatt zerlegte und kämpfte simultan mit dem Würgereiz, als ich den Grund für Mickeys Schreien erschnüffelte. Der Grund hatte sich nämlich mittlerweile seinen Weg durch Hosen und Strumpfhose gebahnt.

Mitleidige Blicke trafen mich. Stimmen flüsterten Sätze wie „Mein Gott, der arme Mann“ oder auch „Mein Gott, die armen Kinder“. Egal! Ich schnappte mir den letzten Gegenstand auf meiner Einkaufsliste (Lasagneblätter im Angebot) und hechtete Richtung Kassa. Mickey ließ sich angesichts seiner vollen Hose nicht mehr hinsetzen und Mouse machte den Geschmackstest an den restlichen Einkäufen. Angewidert spuckte er halbe Orange mit Schale auf das Förderband, ich warf einhändig die restlichen Einkäufe nach und stückweise meine Nerven weg.

Des Dramas dritter Akt: So stand ich nun am Förderband. Das stinkende Kind geschultert, das andere brüllend im Einkaufswagen. Eine junge Mutter, die mein Leid erkannt hatte, sprang an meine Seite, um mir beim Einräumen zu helfen. Kurz trafen sich meine Augen mit den ihres Mannes und ihrer beiden Kinder – Seelenverwandte also!

Epilog: Zurück im Wagen hörte Mickey auf zu weinen und Mouse schlief mit Butter und Salatblättern beschmiert im Kindersitz ein.

Wir lernen:
Ist das Kind beschmiert mit Butter,
bring es heim zur Super-Mutter.

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22 comments

  1. Herrlich, gerade ist ein richtiger film vor meinem inneren auge abgelaufen…hat doch glatt kurz von meinen beiden fiebernden – und diese nacht noch keine minute schlafenden – patienten abgelenkt

  2. Oh das freut mich aber sehr – ich werde es meinem Mann sagen! :)

  3. Einfach Genial… und so was von lustig erzählt :D
    Da freut man sich ja schon drauf ..wenn meine mal soweit sind.. um den Wagen auszuräumen.

  4. oh danke! ich mache das auch immer so! ;)

  5. Herzlichen Dank! Ein Lachanfall zum Frühstück macht den Tag super! Ich liebe diesen Text! :-) :-)

  6. Super, habe mich voll und ganz wiedererkannt…. Ärgere mich jedesmal bei meinkaufen das es keine Wagen für 2 Kinder gibt… das beste ist das in unserem Lidl jetzt eue Einkaufswagen sind bei denen ich nichtmal den booster-Sitz festmachen kann. Es gibt aber 3!!! wagen für Rollstuhlfahrer – klar es gehen auch drei Rollstuhlfahrer gleichzeitig hier einkaufen, aber keine einzige Familie mit mindestens 2 kleinen Kindern *kopfschüttel*

    • Bei uns gibt es diese. Schauen aus wie ein Auto. Eins kann im Auto sitzen und lenken und das zweite Sitz im Einkaufswagen. …Bringt mir leider nur wenig – wir haben 3 Kinder :)

  7. Also wenn wir zu zweit einkaufen gehen, schiebt natürlich jeder einen Wagen und die Kinder sitzen mehr oder weniger fest in den Kindersitzen. Sie helfen auch immer fleißig, die Waren in den Einkaufswagen zu schmeißen (von legen kann man da nicht sprechen). Leider geht dabei auch gerne mal etwas daneben: http://instagram.com/p/xYpgJjHVYu/ Wie gut, dass die meisten Mitarbeiter in Supermärkten da recht locker sind…

  8. Da werden Erinnerungen wach :) Hat richtig Spaß gemacht deinen Artikel zu lesen.
    Und mit ein wenig Abstand ist es wirklich lustig! Vor allem, wenn Mama es dann den Freundinnen ihrer ziemlich erwachsenen Söhne erzählen kann.
    Aber, ich bin wirklich nur ein ganz klein wenig rachsüchtig :D

    Meine sind zwar 2 1/2 Jahre auseinander, was aber nur bedeutete: Jeder Unsinn , der dem Großen einfiel, wurde sofort nachgemacht und sozusagen „multipliziert“. Löcher in Fruchtzwerge bohren oder Kaugummi samt Staniolpapier kauen z.B..

    Das mit dem Korb unten klappt wirklich ganz gut, auch eine Einkaufstasche mit Reißverschluss war hilfreich. Die konnte ich dann auch gleich mal als Ganzes aufs Förderband stellen,

    Und jetzt? Lacht mich nicht aus :)
    Es wird noch ein paar Jahre dauern, aber ich freue mich riesig auf Enkelkinder!
    Ich bin ganz sicher: Es wird mir unbändigen Spaß machen mit ihnen einkaufen zu gehen!
    Ausgeruht, ohne Hetzte, zu Zeiten in denen ich nicht ewig an der Kasse stehe….
    Und ich werde sie mit den „Schandtaten“ ihrer Papas unterhalten :)

  9. Omg… Was ein cooler Blog. Aber mal ehrlich: Wie findest du / findet ihr die Zeit dafür? Allein die ganze Optik würde mich Jahrhunderte brauchen lassen!!!

    • Oh, danke!! Das freut mich sehr! Noch dazu von einem anderen so tollen Blog. Gratulation zum Newcomer!! Ich denke ich werde alle Newcomer bei mir verlinken – das könnten wir doch alle machen, oder? Bringt unseren Lesern was!

      Wie meinst du, die Optik? Das ist ein ganz normales WordPress-Template… ;) Habe nicht viel dazu beigetragen… ;)

  10. Herrlich, vielen Dank für einen Moment „wir sind doch nicht alleine“ :-)))
    Genau so oder ähnlich sehen unsere Einkäufe mit unseren 3 Jungs (Zwillinge mit 1 Jahr und ein 3 jähriger) aus.

    LG von uns (die exakt nachfühlen können)

  11. Das ist ein sehr cool geschriebener Text. Und die Story ist natürlich großes Kino! :-)

  12. so klasse geschrieben!!!

  13. Melanie Staigle

    Die Story ist echt toll geschrieben und zum lachen. Aber auch ich kenne diese Situation zu gut und während dem Einkaufen hat man wenig zu lachen. Nach jedem Einkauf könnte man duschen, da man sooo verschwitzt ist :) Ich habe Zwillinge mit 14 Monate und ein Kind mit 3. Es sollte viel mehr Zwillingseinkaufswagen geben. Bei meinem Drogeriemarkt habe ich einen beantragt und 4 Wochen später stand er da. Sooo toll. Leider regen sich all die anderen nicht. Schade. Die Chefs sollte nur einmal unseren Einkauf übernehmen, da würden sie anders denken.

  14. Was für ein toller Text! Ich habe mich da sofort wiedergefunden. Bei mir sind es zwar keine Zwillinge, dafür aber ein 6 Monate altes Baby im Maxicosi oben auf dem Einkaufswagen, das die Babyschale hasst und deswegen im besten Fall schläft und sonst brüllt, und eine überaus aktive Zweijährige, die entweder im Einkaufswagen sitzt und dort den kompletten Platz einnimmt oder durch die Regale stromert und an allem interessiert ist, was irgendwie zerbrechlich aussieht. In einem Wutanfall ist auch schonmal ein Glas Gewürzgurken am Boden zerschellt (worden).
    Gerade beim Einkaufen mit Baby und Kleinkind merkt man, ob die elterlichen Nerven wie Drahtseile sind oder doch eher aus Wolle! Innerlich schnell bis 10 zählen (oder bis 5, reicht auch) kann schonmal ganz hilfreich sein. Und die Einkaufslisten zuhause schon nach Regalen und Gängen niederschreiben, so dass man nicht kreuz und quer durch den Laden gehen muss!!!

  15. Hab’s heute mal geschafft, mich ebenfalls hinzulegen, während meine beiden (Junge & Mädchen) Mittagsschlaf machen. Kann aber leider nicht einschlafen; was bestimmt nicht nur an der Hitze liegt… Musste beim Lesen so lachen, dass ich Angst hatte, „die Twinnies“ zu wecken!

    Toller Text!!! Habe mich an meinen ersten Einkauf – mit sechs Monate alten Zwillingen – erinnert.

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