Seit vier Monaten ist Katharina mit ihrem Mann und den beiden schulpflichtigen Zwillingen Emma und Lea auf Weltreise. Aktuell ist die Familien in Thailand unterwegs. Die Oberösterreicher haben sich damit ihren Lebenstraum erfüllt und unterrichten ihre Mädchen selbst während der Reise. Wie das geht, was es kostet und wie viel Vorbereitung das gebraucht hat? Das erzählt Katharina im Einer-Schreit-Immer-Interview.
Bitte stelle dich und deine Familie ein bisserl vor.
Wir sind die Mayrs und haben uns den Traum von einer Weltreise mit unterrichtspflichtigen Kindern ermöglicht. Fabian, 38, Angestellt als Mechaniker/ Betriebstechniker, leidenschaftlicher Tüftler – kann alles reparieren und hat auch die nötigen Nerven und notwendige Ruhe dazu. Ich bin Kathi, 33, Schulasisstentin und Energetikerin – meine Leidenschaft ist es Menschen Beitrag zu sein, egal ob in der Schule, im Verein, in der Familie oder jetzt als Aurachirurgin online. Unsere Zwillinge heißen Emma und Lea und sind 9 Jahre alte Schülerinnen. Beide finden alles was mit Tieren und Geschichte zu tun hat interessant. Lea ist hier die noch etwas ehrgeizigere, Emma vielleicht noch etwas sozialer.
Ihr habt beschlossen auf Weltreise zu gehen: Wie kam es dazu?
Alles hat begonnen als ich eine Ausbildung zur Aurachirurgin begonnen hab und mich EINE Frage komplett raus gehauen hat aus meinem „Lebensplan“. „Was würdest du tun, wenn alles möglich wäre?“ Mein erster Impuls dazu war: „Eine WELTREISE machen.“ Das habe ich mich erstmal keinem erzählen getraut und war selbst sehr erstaunt… Wenige Monate später sind wir dem Impuls, eine längere Reise mit unserem neu restaurierten Wohnmobil zu machen, gefolgt. Wir sind fünf Wochen durch Italien gefahren, mit dem Gedanken „Schau ma mal ob wir das so lange aushalten.“ Der nächste wichtige Impuls und auch der ausschlaggebende war dann unser Malediven Urlaub. Hier hat auch mein Mann Fabian zugestimmt (zumindest hat er den Gedanken zugelassen). Danach hat der richtige Prozess erst begonnen und wir haben viel recherchiert, besprochen, gestritten und alle für und wieder abgeklappert. Vor allem hatten wir Bedenken bezüglich Job und Schule. Fabian hat eine coole Lösung mit seiner Firma gefunden und das Thema Schule war im Nachhinein auch einfach geklärt.
Wie ist eure Route bisher?
Welche Route Prinzipiell haben wir wenig Plan was das angeht. Wir lassen uns leiten und entscheiden recht spontan wie es weiter geht. So haben wir am ersten Adventwochenende erst entschieden wo wir Weihnachten verbringen werden. Gestartet haben wir in Bali, sind dann weiter mit der Fähre auf Gili Air, mit dem Boot nach Lombok, anschließend ein Flug nach Kuala Lumpur und weiter ging es mit dem Flugzeug nach Singapur. Die Städte haben wir alle in Hotels erlebt. Von Singapur ging es nach Australien, gestartet haben wir in Cairns und sind dann mit dem Wohnmobil bis nach Sydney. Unterwegs sind wir seit 5. September 2024, in Australien seit 3. November und nächsten Freitag geht es nach Thailand.
Wie viel Geld habt ihr geplant?
Auch hier haben wir wenig Plan. Mein Mann Fabian hat durch die tolle Lösung mit dem Sabbatical ein Fixeinkommen, welches uns sehr viel Druck wegnimmt. Wir verwenden unser Erspartes und zusätzlich bin ich dabei mir mein Online Business aufzubauen. Notfalls fliegen wir nach Hause, falls uns das Geld ausgeht.
Wie lange Vorlaufzeit hattet ihr? Wie lief die Planung?
Richtig fixiert haben wir die Weltreise im Dezember 2023. Somit hat auch die Planung begonnen. Wobei wir uns nur die tollen Orte die wir zufällig in Zeitschriften, auf Social Media oder von Freunden empfohlen bekamen, eingespeichert haben und mal geschaut wo es uns hin zieht. Für uns war es wichtig das es warm und sicher ist. Die Mädels haben da ihre ganz eigenen Listen erstellt, nämlich wo wohnen die Tiere die sie unbedingt einmal live und in freier Wildbahn sehen wollen. Aufgrund unserer Erfahrung im Sommer (Italien im Wohnmobil) wussten wir, dass wir langsamer reisen wollen damit es auch als Familie entspannt bleibt und wir so wenig wie möglich schulischen Druck haben. Unser Haus haben wir bereits im August winterfest gemacht und wird von unseren Familien liebevoll gehütet.
Ihr habt eure Kinder aus der Schule genommen und macht jetzt Homeschooling– das ist in Österreich möglich. Wie sieht euer Alltag aus?
Einen direkten Alltag haben wir auf Reisen nicht, außer wir sind mal länger an einem Ort. Wir sind alle eher Morgenmenschen und haben herausgefunden, dass es uns allen wesentlich angenehmer ist, bereits am Morgen zu lernen und somit den restlichen Tag frei zu haben. Natürlich ist das nicht immer machbar und führt auch mal zu Diskussionen… Das Schöne ist, dass unsere Mädels hier auf Reisen so viel mehr lernen als nur das was in ihren Büchern steht. Somit liegt unser Fokus auf Deutsch und Mathematik.
Wie verdient ihr Geld?
Zum einen macht mein Mann Fabian ein Sabbatical. Er war 8 Monate für nur 28h angemeldet, hat trotzdem normal gearbeitet und hat sich somit sehr viel Zeitausgleich aufgebaut, welchen er jetzt, wo er nur noch für 11 Stunden angemeldet ist, abbaut. Dadurch sind unsere Fixkosten gedeckt. Ich bin ehrenamtlich für unseren Lieblingsverein Weitblick tätig und hab jetzt ganz frisch beschlossen mich als Energetikerin/Aurachirurgin selbständig zu machen.
Was braucht es um sich so etwas zu trauen?
MUT. Ganz klar Mut. Es kommen so viele Ängste und Zweifel auf und das nicht nur am Anfang. Ich kann mich erinnern das ich zwischenzeitlich manchmal nachts wach wurde und gedacht hab „Was machen wir da eigentlich?“ „Jetzt sind wir verrückt!“ Hier haben uns die aurachirurgischen Werkzeuge sehr viel geholfen und uns immer wieder zurückgeholt in die Realität. Auch die Frage „Was wäre das Schlimmste was passieren könnte?“ hat uns immer wieder über unsere Zweifel schmunzeln lassen.
Was haben Freund und Familie gesagt?
Die haben uns erstmal gar nicht ernst genommen. Manche waren begeistert, manche haben sich mit uns gefreut und andere haben einfach nichts dazu gesagt… Hier haben wir wirkliches Glück das uns unsere Lieblingsmeschen so viel Vertrauen schenken und wir viel Unterstützung bekommen.
Hat ihr bzw. haben sich eure Kinder verändert?
Auch hier kann ich nur ein ganz klares JA antworten. Am schönsten zu beobachten ist die Entwicklung unserer Mädels. Von den kleinen schüchternen Mäusen werden gerade offene, manchmal schon ganz schön zickige Mädchen. Sie spielen mit anderen Kindern ohne ihre Sprache zu verstehen, bestellen selbständig, gehen alleine zur Rezeption, all das haben sie sich vorher nicht getraut. Ebenso schön ist es, dass die kleinen Dinge unseres Alltages zuhause so viel mehr Wert bekommen. Das eigene Bett, Bastelsachen, das Essen von Oma, anhaltende Autos beim Zebrastreifen, eine ganz normale Scheibe Brot,…. Sie sehen das nicht alle auf unserem Planeten so viel haben wie wir und gleichzeitig sehen sie auch, dass es zum Leben oft gar nicht so viel braucht (außer ein sauberes Zimmer). Auch wir haben uns bestimmt bereits verändert. Vor allem ist uns aufgefallen, dass die alltäglichen Jammereien über so sinnlose Themen wie das Wetter oder die teuer geworden Butter wir hier einfach nicht haben und auch bei Telefonaten mit unseren Liebsten geht es nur um die wesentlichen Themen. Man ist vielleicht fokussierter auf das Jetzt. Auch bei der ein oder anderen Frage unserer Follower fällt uns auf, dass es manche Ängste einfach gar nicht mehr gibt in unserer Welt die wir aber vor der Reise sehr wohl noch hatten.
Wie stellst du dir die Rückkehr vor? Was wird schwierig, was wird einfach?
Also hier haben wir einen ganz genauen Plan. Der wird auch mit Oma bei fast jedem Telefonat besprochen. Erstens werden die Mädels gleich mal bei ihr schlafen und wir werden verwöhnt mit ganz leckerem Essen. Bei Urlioma wurden schon Kekse bestellt. Spaß bei Seite, wir werden zwischenzeitlich nach Österreich zurückkehren um unseren schulischen Pflichten nachzukommen, dafür der Speiseplan… Wie es dann wirklich werden wird können wir erst sagen wenn es soweit ist. Jetzt haben wir ja doch noch einige Monate vor uns… Ich glaube man macht sich hier zu viele Gedanken wie es sein wird, der Alltag hat einen aber schneller wieder als man denkt. Zumindest wenn man sich dafür entscheidet…
Dein Insta-Kanal heißt „Traumleben jetzt“ – lebt ihr aktuell euer Traumleben?
JA – definitiv – das Leben wir! Gleichzeitig machen wir uns Gedanken wie wir unser Leben weiterhin führen wollen, was eventuelle neue Ziele sein können. Eine solche Reise ist nicht immer nur Sonnenschein und es wird einem sehr bewusst, was man NICHT möchte. Es schweißt einen als Familie zusammen. Man merkt was eigentlich alles machbar ist. Eines ist sicher, auf unser nächstes Abenteuer werden wir nicht bis zur Pension/Rente warten.
Hier findest du die Mayrs online
Reisen mit Kindern
Das könnte dich auch interessieren
- Acht Tipps für das Homeschooling und Co-Learning zwischen Eltern und Kindern
- FB-Gruppe: Homeschooling und Freilerner Österreich
- Irene hat ihren Sohn sieben Jahre zu Hause unterrichtet – ein Erfahrungsbericht
- Roadtrip durch die USA: 8 Wochen mit dem Wohnmobil
- Fünf Wochen alleine mit drei Kindern durch Sansibar