nudelsieb

Hilfe! Mein Hirn ist ein Nudelsieb!

Irgendwo zwischen Kreißsaal und Krabbelstube habe ich mein Gehirn verloren. Es ist dort, eingequetscht zwischen Knetmasse und Kaugummi, dümpelt dahin, eingelullt durch angesabberte Kekse und Kinderlieder: „Eins, zwei, drei im Sauseschritt – tanzt bei mir die D – E – M – E -N -Z mit.“

Wie ich darauf komme? Keine Ahnung – ich habs schon wieder vergessen. Nein – doch nicht ganz. Also es ergab sich kürzlich folgendes: Völlig aus dem Nichts erreichte mich neulich eine Mail: „Sie haben sich für unsere Konferenz angemeldet. Wir freuen uns Sie am Freitag begrüßen zur dürfen.“

„HÄ? Wer? Ich? Wer bist du überhaupt?“, dachte ich und informierte mich ein wenig über die Veranstaltung.

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, aber entweder ich war volltrunken oder komatös müde. Keine Ahnung, keine Erinnerung, keinen Tau – aber offensichtlich hatte ich mich im Delirum für eine durchaus nette Veranstaltung  angemeldet. Nach kurzer Recherche war ich dann sehr erleichtert: „HUH! Ich bin KEINE Speakerin!“. Glück gehabt! Das hätte nämlich auf die Schnelle peinlich werden können….

Glück gehabt! Ich bin keine Speakerin…

Seit ich Kinder habe, verschussle ich Termine, verwechsle Menschen und wenn mich jemand zu schnell nach dem Kalenderjahr fragt, dann sage ich ganz selbstbewusst: „Dienstag!“ Früher ist mir das nie passiert. Einst arbeitete ich meine To-Do-Listen ab, war organisiert wie die Einsatztruppe in einem Krisengebiet und pünktlich wie die Schweizer Eisenbahn. Aber seit die Kinder auf der Welt sind, ist da so viel Neues in meinen Hirnwindungen, das offensichtlich das Alte verdrängt: Denn man hat als Mutter so viele Dinge zu bedenken, damit der Hausfrieden nicht schief hängt. „Blauer Löffel für die Suppe, grüner Löffel für den Pudding. Klopapier nicht vergessen! Elternabend im Kindergarten? Wann ist der noch mal?“

In meiner bisherigen Karriere als Mutter habe ich in den letzten vier Jahren einen Crashkurs in Medizin, Pädagogik und Kleinkindkultur („Peppa Pig – yeah!“) gemacht. Ich habe gelernt meine Körperfunktionen mental zu unterdrücken und kann mittlerweile zwischen drei schnarchenden Männern (zwei klein, einer groß) und einer rolligen Katze in einem King-Size-Bett schlafen. Hinzu kommt ich alle bisherigen Pläne stets über den Haufen werfen musste: Wir fahren kommende Woche in den Urlaub? Denkste! Magen-Darm bei drei von vier Familienmitgliedern! Da muss man so schnell umplanen und ist plötzlich flexibel und situationselastisch wie ein Politiker vor einer bevorstehenden Wahl.

Meine Lehren aus der ganzen Sache? Ich notiere mir Termine auf Post-Its, erledige wichtige Korrespondenzen per Mail (da kann ich nachsehen, ob sie auch wirklich gemacht wurden) und die Sozialversicherungsnummer der Kinder habe ich im Handy eingespeichert. Ganz nach Jesper Juuls Motto: „Gut genug ist das neue Perfekt“, meistere ich also unseren Alltag.

Wir lernen:
Riesels gar  in den grauen Zellen,
an Liebe wirds uns nicht fehlen…

 

Wie ist das bei euch? Seid ihr auch vergesslicher, seit ihr Mütter seid? Ich freue mich über euren Kommentar!

Geht dir auch so? Dann pinne doch auf Pinterest!

20 comments

  1. Und wie! Ich hab auch mal im Blog über die Mamademenz geschrieben! Es kann auch sehr lustig werden damit
    LG
    Natalia

    • einerschreitimmer

      Hi liebe Natalia,
      oh ja – lustig ist es. Gerne würde ich mehr darüber berichten, ich hab nur alles schon wieder vergessen… ;)
      VLG

      • Immerwieder schön sowas zu lesen, da weiß man, dass es einem nicht nur allein so geht.. aufschreiben, einspeichern, erinnern lassen.. anders gehts nich mehr..

  2. Also ich hatte ja zu Beginn meiner Mamakarriere die Ausrede „Schwangerschaftsdemenz“ dann kam die „Stilldemenz“ gefolgt von einer weiteren Phase der „Schwangerschaftsdemenz “ und „Stilldemenz“ Mittlerweile sind meine Kinder 9 und 11 und Nein ich stille nicht mehr , also gehen mir schon länger die Ausreden aus! Vielleicht Co – Pupertät?

    • einerschreitimmer

      Hi liebe Ursula,
      Co-Pubertät klingt plausibel. Geht vermutlich dann übergangslos in die Altersdemenz über!
      VLG ;)

  3. Anfangs dachte ich, ich hätte im Op statt der Narkose eine virale Demenz intravenös verpasst bekommen oder es läge an meinem hohen Alter, was natürlich nur Humbug sein kann. Nun habe ich knapp 9 Jahre später immer noch kein Hirn zurückbekommen, aber trotz kreativer Versuche der Jungs, mich täglich schlagartig um 10 Jahre altern zu lassen, haben sich sogar meine Haare geweigert, ihre Farbe meiner Demenz anzupassen.
    Inzwischen habe ich einen tollen Terminplaner, den ich täglich update, ich vergesse ihn dafür ebenso täglich, in die Tasche zu geben.
    Sogar mein Körper ist dement. Er hat vergessen, wie das Schlafen funktioniert. Ich muss ihn mit kleinen Pillen erinnern helfen, falls ich die Einnahme nicht vergesse …
    Du siehst, du bist nicht alleine.
    Wobei eigentlich, habe ich gerade vergessen. Ein Drama in Tausenden Akten.

    • einerschreitimmer

      Hi liebe Astrid!
      Hahaaa – ja das mit den Terminplanern ist shcon ein Hund. Ich hab jetzt alles auf verschiedenen Zetteln aufgeschrieben. Und die suche ich dann abwechselnd… *G*
      VLG

      • Von den Zettelchen bin ich weg. Je kleiner, desto weniger kleben Sie. Husch! Fort sie gemeinsam mit dem Gedächtnis. Aber wir beiße sitzen das durch – zur Not bis zum Pflegeheim.
        ; -)

  4. Oh sowas von danke für diesen Beitrag! Früher brauchte ich nie einen Stehkalender, seit den Kindern ist er mein Hirn und ohne ihn bin ich hilf- und beinahe planlos! Dann hab ich noch einen Buchkalender, wo ich die täglichen To Do’s verewige, sonst würde ich wohl manche Tage sogar aufs Zähne putzen vergessen. Es ist schrecklich. Was manchmal hilft: positiv formulieren, weil da unser Gehirn (das echte, nicht der Kalender ) bessé drauf anspringt. Zb: „Ich werde auf die SMS meiner Freundin antworten“ statt “ Ich darf nicht vergessen, ihr zu antworten“. Das will aber geübt sein!

    • einerschreitimmer

      Hi liebe Iris,
      oh – das mit dem positiven Formulieren muss ich mir auf meine TO-Do-Liste am Kühlschrank schreiben! ;)
      Danke für den Tipp!
      VLG

  5. Ich habe mich gerade köstlich amüsiert!!
    Oh ja, das sind die Freuden und Leiden des Mamaseins!
    Ich habe oft das Gefühl, dass mein Gehirn wegen all der alltäglichen, die Familie betreffenden Kleinigkeiten, niemals wieder in der Lage sein wird, effizient zu denken. Alles ist ein grosser Haufen Chaos in meinem Kopf, und wenn ich mir nichts aufschreibe und an den Kühlschrank klebe, dann vergesse ich ganz bestimmt was!
    Kennst Du auch dieses Szenario, wenn du früh mit den Kids im Fahrstuhl stehst und Du, bevor die Tür im Erdgeschoss aufgeht, nochmal hastig an Dir herunterblickst um Dich zu vergewissern, dass Du auch alle Kleidungsstücke anhast? Das ist mein alltäglicher Start in den Tag. Den Rest kannst Du Dir selbst ausmalen…
    Viele Grüße! Claudia

  6. Sehr gut und Gottseidank – Du bist jung und leidest nur an Vegesslichkeit :-) stressbedingt.
    Alzheimer ist nämlich nicht, wenn du nicht mehr weißt wo du den Schlüssel hingelegt hast, sondern wenn du nicht mehr weißt wofür er ist ;-)
    Da bin ich schon schlimmer dran, an eine gutartige Vergesslichkeit ist bei mir nicht mehr zu denken.
    lg ingrid

  7. Hartlebengasse
    1-17/28/12

  8. Meine Güte, du rettest mir gerade mein Leben! Ich dachte schon nur mir geht es so … Katastrophe, so ein Nudelsieb im Kopf meine ich thihi. Ich weiß auch nicht genau wo, aber einen Großteil meiner Erinnerungsfunktion ist irgendwie mit dem Update Mama verloren gegangen xD… DANKE dir, ich werde jetzt mal meine Post-Its suchen ^^

  9. Mir geht es ähnlich und ich hab das Gefühl, dass es auch mit jeder Schwangerschaft/mit jedem Kind schlimmer wird. Früher hab ich mich tierisch geärgert, das meine Mutter erstmal 3-4 Namen (meist die ihrer Geschwister) herunter gerattert hat, bis sie schließlich meinen erwischt hat. Und heute….mach ich es genau so! Ich laufe mit dem Geschirr ins Badezimmer statt in die Küche, hab auch nach zwei Mal am Tag einkaufen das Toilettenpapier vergessen, vor lauter „Nein es gibt jetzt kein Ü-Ei“ und ohne Kalender würde ich meinen eigenen Geburtstag wohl noch vergessen. Ich sage immer das meine Kinder in der Schwangerschaft einen Teil meiner Intelligenz gestohlen haben, immerhin muss das ja auch irgendwo her kommen, man tritt sie quasi ab und muss sich fortan wohl einfach damit abfinden, nicht mehr alle „Tassen im Schrank“ zu haben

  10. Das erledigen der Korrespondenz per Mail kann auch so seine Tücken bergen,insbesondere,wenn sich Outlook-Account und Mailserver nicht richtig synchronisieren ;-)

    Da will man dann abends sein Tagwerk beenden und muss Mails lesen wie: “ Frau W. sie haben mir die Einladung jetzt zweimal geschickt,gab es Änderungen in der Referenten-Liste oder der Örtlichkeit ?“

    Was schreibt man dann? Mein Hirn ist ein Nudelsieb ?

    Ganz im Ernst,die Vergesslichkeit der Mütter ist ein großes Thema,ich überlege schon,in meinem Mail-Account die Signatur “ Für Vergessenes,Dopplungen und ähnliche Unwägbarkeiten kein Gewähr,ich bin MUTTER ! “ einzufügen ;-)

Schreibe einen Kommentar zu einerschreitimmer Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert