Was ist mit meiner Familie, wenn ich einmal sterbe?

Wenn ich einmal nicht mehr bin, dann….

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Ich erinnere mich noch ganz genau: Die Zwillinge waren noch kleine Babys. Vielleicht sieben Monate alt. Und mein Mann flog mit seinen Schülern auf Sprachwoche nach London. Ich war also alleine mit den Zwergen. Und eigentlich lief es richtig gut. Ich war ziemlich überrascht, dass ich alles so wunderbar im Griff hatte. Und plötzlich kam ein völlig irrer Gedanke: Wenn mein Mann jetzt eine Woche weg ist, und ich in der Nacht plötzlich sterben würde, wie lange würde es wohl dauern, bis jemand die Kinder findet und versorgt? Meine Sorge dabei galt nicht meinem eigen Leben. Nein, als Mutter ändern sich die Gedanken. Vielmehr dachte ich an die Zukunft meiner Kinder. Denn: Wir wohnen in einem freistehenden Einfamilienhaus. Niemand würde die Kinder brüllen hören. So schnell würde sie niemand finden….

Mit dem Durchtrennen der Nabelschnur verändert sich nicht nur das Leben, sondern auch die Einstellungen zu vielen Themen und die Gedanken.

Wer kümmert sich um die Kinder, wenn ich einmal nicht mehr bin?

Ich stelle mir als Mutter auch die  „Was ist, wenn mir etwas passiert“-Frage. Ich glaube, dass man mit Kindern einfach nachdenklicher wird. Als wir letztes Jahr auf kurzen Städtetrip nach Prag fuhr, war genau fünf Autos vor uns ein sehr schlimmer Unfall. Ein Autofahrer war von der Gegenfahrbahn abgekommen und frontal in ein anderes Auto gekracht. Hätten wir auf unser Fahrt nicht an der Tankstelle gehalten, hätte es uns erwischen können. Das stimmt einen schon nachdenklich, was für ein Zufall dieses fragile Konstrukt namens Leben doch wirklich ist. Dass wir es zwar in großen Teilen beeinflussen können, aber in den wirklich wichtigen Situationen in Wirklichkeit völlig ausgeliefert sind.

Dass ich mit meinen Gedanken nicht alleine bin, das zeigte mir kürzlich ein sehr interessanten Blogger-Event von LIVV.at in Wien. Das Thema? „Was, wäre wenn…“ Besonders spannend, eine Podiumsdiskussion, unter anderem mit Notar Clemens Fritsch, der ganz genau weiß, welche Dinge Eltern regeln sollten.

 

Kommt mein Mann mit zwei Kindern zurecht und kann er finanziell alles alleine stemmen?

Unangenehme, aber wichtige Gedanken

Einig waren sich beim Blogger-Brunch von Livv.at eigentlich alle Teilnehmer: Vorsorge und das Sprechen über den Notfall sind wichtig. Denn: Plötzlich sind unglaublich viele Kosten auf einmal da. Vom Notar über die Bestattung bis hin zur Trauerfeier. Deshalb ist es wichtig, sich mit dem Thema Vorsorge und Ablebensversicherung zu beschäftigen. Livv.at wollte mit dem Brunch gemeinsam mit Experten den Dialog eröffnen. „Ein wesentliches Ziel des Events war es, Bewusstsein für dieses wichtige Thema und die Vorsorge rund um das Ableben zu schaffen“, sagt Livv.at Versicherungsexpertin Anja Shaukat. Denn: Manchmal entscheidet ein kurzer Stop an der Tankstelle, ein kleiner Zufall über Leben und Tod.

Drei Fragen an Notariatsanwärter Clemens Fritsch

Welche Dinge, sollten Eltern definitiv geregelt haben?

Es ist einmal wichtig, sich mit dem Thema vertraut zu machen. Es ist ja jeder Fall individuell geregelt: Wenn etwa Immobilien da sind, von welchem Zweig der Familie wurden sie angeschafft? Soll das Vermögen dann wieder an diesen Zweig zurück gehen? Es ist also sinnvoll, sich die gesetzliche Regelung genau anzuschauen. Und wenn man mit dem Gesetz nicht einverstanden ist, stellt sich die große Frage:  Was möchte ich daran testamentarisch ändern? Es geht dabei um Pflichtteile etc. Das heißt allerdings nicht, dass man zwingend ein Testament machen muss. Aber: Jeder  sollte sich mit dem Thema Tod und Verlassenschaft genau auseinandersetzen.

Wo soll ich mich erkundigen?

Immer beim Notar, denn er ist der Fachmmann und Ansprechpartner. Wir wickeln Verlassenschaften als Gerichtskomissäre ab und haben dadurch die meist  Erfahrung mit der Materie. Das ist ja under klassisches Kerngeschäft.

Wie haben Sie Ihren eigenen Nachlass geregelt?

Ich habe den Kinder das Immobilienvermögen zugeschanzt, meine Frau bekommt das lebenslange Wohnrecht und alle liquiden Mittel. Das kann bei anderen Menschen wieder anders geregelt.Ich habe mein Testament gemacht, als meine erstes Kind da war, also im Alter von 30 Jahren. Es war mir insofern so wichtig, weil gerade wenn Kinder kommen, Wohnraum geschaffen wird. Und gerade dann, ist es wichtig, sich Gedanken zu machen wie man im Falle des Todes über diesen Wohnraum verfügen möchte. Ich habe außerdem eine Ablebensversicherung. Das war mir insofern wichtig, damit ich keine Schulden vererbe. Außerdem gibt einen Geldpolster für die verbliebenen Partner. Somit muss sich meine Frau einmal zumindest keine finanziellen Sorgen machen.

Mag. Clemens Fritsch, Notaruatsanwärter

Den Augenblick genießen und trotzdem an die Zukunft denken.

Mein handschriftliches Testament ist Prenatal

Ich habe ein Testament. Das habe ich damals geschrieben, als wir unser Haus gebaut hatten. Es liegt in meiner Dokumentenmappe und ist längst veraltet, denn die Umstände haben sich mit den Kindern einfach geändert. Das Blogger-Event von Livv.at hat mich jedenfalls nachdenklich gestimmt. Und ich weiß jetzt: Ich sollte mir über einige Dinge wieder echte Gedanken machen…

 

Wer schreibt hier eigentlich?

Zwillingsmama, Kinderdompteurin, Geburtstagsveranstalterin, Chaosmanagerin und „Mädchen für eh alles“: Unter dem Netz-Pseudonym Anna Attersee schreibe ich hier pädagogisch wertlos über das turbulente Leben mit Kindern – schonungslos ehrlich, denn einer schreit hier bei uns immer… Im richtigen Leben bin ich Journalistin, arbeite im Bereich „Irgendwas mit Medien“ und habe kürzlich mein erstes Buch veröffentlicht. Mehr über mich und unsere Familie findest du HIER.

 

8 comments

  1. Toller Beitrag zu einem unschönen, aber doch so wichtigen Thema.
    Nachdem im Freundeskreis ein Vater tödlich verunglückt ist, haben mein Mann und ich alles geregelt. Zähneknirschend und ohne Begeisterung, aber aus Liebe zu unseren Kindern…

  2. Danke für diesen unüblichen aber hilfreichen Beitrag. Diese Themen sind definitiv keine Themen, mit welchen man sich gerne beschäftigt. Wie du aber sagst, sie sind sehr wichtig. Ich muss auch zugeben, dass ich ein bisschen planlos bin und Dinge wie Verlassenschaft und Testament sind absolute Fremdwörter.

  3. Meine Eltern haben auch die Verlassenschaft in Ordnung gemacht. Sie finden es wichtig, jetzt alles in Ordnung zu haben, weil sie ziemlich alt sind. Wie funktioniert es eigentlich, wenn alle Kinder einen proportionalen Teil eines Hauses erben?

  4. Mein Kollege hat sich mit der Geburt seines Kindes um die Errichtung seines Testaments gekümmert. Der testamentarische Wille ist nicht zu unterschätzen. Die wenigsten, die ich kenne sind wirklich im Bett gestorben, daher blieb ihnen auch nicht die Zeit ihre Hinterlassenschaften entsprechend zu sortieren.

  5. Es geht um eine sehr aktuelle Frage im Beitrag. Da kann ich nur zustimmen, das wir uns Gedanken darüber früher machen sollen. Man sollte ein Testament lieber im Voraus machen, da der Tod leider ganz unerwartet sein mag.

  6. Tja, mit dem Durchtrennen der Nabelschnur verändert sich wirklich nicht nur das Leben, sondern auch die Einstellungen zu vielen Themen und die Gedanken! Vollkommen richtig! Es ist ganz sinnvoll und vernünftig, die Verlassenschaft im Voraus zu bedenken und zu besorgen. Die Kinder sollen doch in dem kommenden Tag gesichert werden, was jede Mutti immer beunruhigt. Ausgewogene Überlegungen, danke!

  7. Ich bin nun Mama und habe nun mehr Verantwortung als nur für mich selbst. Mein Mann und ich sind beide noch recht jung aber dennoch ist es wichtig sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen weil wir nun ein Kind haben, das betroffen ist wenn wir nicht mehr da sind. Es ist schon interessant was sich alles so verändert wenn man Kinder hat. Ich finde das die Vorgehensweise gut, dass die Kinder das Haus haben aber die Frau das recht lebenslang darin zu wohnen. So wurde für beide gesorgt und ein guter Kompromiss geschlossen.

  8. Ich denke, das mit dem erwähnten pränatalen Testament ist bei vielen Eltern so. Ich denke auch, dass es schwerfällt mit den eigenen Kinder darüber zu sprechen, ob man lieber eine Erdbestattung wünscht, oder eine Feuerbestattung. Aber es ist eben etwas, was getan werden muss.

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