Papa & Papi – kurz Papapi

We are Family: Zwei Männer, ein Pflegekind & ganz viel Liebe

Heute möchten wir euch einen ganz besonderen Blogger vorstellen: „Papapi“ Kevin. Er ist seit zwei Jahren mit seinem Mann verheiratet. Gemeinsam haben sie seit 1 ½ Jahren einen, nun mittlerweile fünf Jahre alten, (Pflege) Sohn. Auf papapi.de  bloggt Kevin über die Besonderheiten in ihrer Regenbogenfamilie, was eine Pflegefamilie ausmacht und noch viel mehr.

War es für euch schwieriger als für andere Paare ein Pflegekind zu bekommen?

Das Jugendamt würde jetzt sicherlich nein sagen. Aber ich weiß von einem heterosexuellen Paar, das weniger Hausbesuche und weniger Gesprächsrunden mit dem Jugendamt hatte als wir. Daher muss ich leider sagen: Ja war es. Aber, und das ist mir sehr wichtig, es ist möglich. Und das zählt. Umso mehr gleichgeschlechtliche Paare sich dafür entscheiden, desto leichter wird es werden. Da bin ich mir sicher.

 

Euer Sohn war bereits 3 1/2 Jahre als er zu euch kam. Erzähl uns doch bitte von eurer Kennenlernzeit.

Das ist eine lange Geschichte 😉 in ganzer Länge auf meinem Blog papapi.de zu lesen. Wir bekamen ein Foto von Timmy gezeigt. Das war das erste was wir sahen. Ein Foto. Mein Herz hat gleich einen Schlag übersprungen. Uns beiden war klar, diesen kleinen Mann wollen wir kennenlernen. Also wurde ein erstes Treffen im Kinderheim vereinbart. Die Chemie stimmte. Die sogenannte Anbahnungsphase konnte beginnen. Klingt unromantisch. Ist aber eine wundervolle und aufregende Zeit.

Insgesamt nur 10 Treffen waren nötig. Dann war für alle klar, Timmy passt und gehört zu uns. Erst eine Stunde im Heim spielen und dann immer mehr. Zum Schluss kam Timmy einen ganzen Tag zu uns. Am Schlimmsten waren die Verabschiedungen. Timmy hat immer so sehr geweint, weil er nicht wollte das wir wieder gehen. Papa und Papi auch. Im Treppenhaus. Das Thema Abschied und „nicht wiederkommen“ war genau sein Problem. Durch seine Vorgeschichte. Heute können wir die Geschichte ohne Tränen erzählen. Timmy überspringt den Mittelteil immer und will gleich zum „Großen Tag“. Der Tag an dem Timmy bei uns eingezogen ist.

Regenbogenfamilie: 2 Männer und 1 Kind
Kevin mit seinen zwei wichtigsten Männern.

Was denkst du: Wird es in der Erziehung eures Sohnes Unterschiede geben zu jenen der „klassischen“ Familien?

Nein. Ich wollte noch einen Roman einer Begründung schreiben, aber das hätte das einfache nein nichtig und klein gemacht. Denn darauf läuft es immer wieder raus. Es macht einfach keinen Unterschied.

 

Wenn ich am Spielplatz oder in Spielgruppen gehe, treffe ich immer auf Mamas mit ihren Kindern. Die kennen sich alle und es gibt regelmäßige Play-Dates. Wie ist das bei euch?

Tatsächlich merken wir da, dass uns der „Anschluss“ ein wenig fehlt. Wir sind nicht von Anfang an dabei gewesen. Somit muss ich sehr pro aktiv auf andere Mütter zugehen und nach Play-Dates fragen. Ich wurde zum Beispiel noch nicht gefragt. Ob es an uns liegt? Gefragt habe ich mich das schon. Aber ich glaube nicht. Man wächst durch Krabbelgruppen und Babyschwimmen ja schon mit anderen Eltern zusammen. Das fehlt uns einfach.

Aber wenn ich mich mit Müttern beim Kinderturnen, auf dem Spielplatz oder den wenigen Play-Dates die wir haben unterhalte, gibt es ganz normale Themen. Naja was heißt normal. Tatsächlich haben Frauen keine Scheu (vielleicht weil ich schwul bin) vor mir über ALLE Details der Schwangerschaft zu reden. Menstruationsprobleme sind auch kein Tabu. Da kann ich dann nicht mitreden. Aber mittlerweile habe ich ja bald zwei Jahre Erfahrung und kann bei den Themen Kindergarten, Schule, Kinderarzt oder whatever, sehr gut mithalten 😉

Papapi 2 Männer und ihr Pflegekind
Familienalltag im Hause Papapi

Erkennst du auch diesen ständigen Konkurrenzkampf den viele Mütter unter sich austragen? Stichwort: schönerer Geburtstagskuchen, schlaueres Kind, gesünderes Pausenbrot…. Was denkst du darüber?

Ja erkenne ich. Wir fallen da voll raus. Weil unser Sohn a) Entwicklungsverzögert ist und somit sowieso nicht mit Kinder seines Alters mithalten kann und b) wir Männer sind. Bei uns reden Frauen eher über Mütter die es total übertreiben. Vielleicht wollen sie auch nicht angeben weil sie Angst haben, dass ich mich schlecht fühle, weil mein Sohn ja sowieso hinten dran ist. Oder weil ich ein Mann bin und Sie keine Konkurrenz im klassischen Sinne fürchten.

Nee, mal im Ernst. Unsere Geschichte bewegt die Menschen. Ich habe oft sehr schnell sehr persönliche Gespräche. Da bin ich aber auch der Typ für. Ich erzähle ja auch gern. Und wenige, sehr wenige kennen die Thematik der Pflegschaft. Oder die Schicksale die dahinter stecken. Das interessiert die Menschen.

Mit uns können wenige über Logopädie, Ergotherapie oder Sprachheilschule, geschweige denn Besuchskontakt mit der leiblichen Mutter sprechen. Also kann ich das Thema Konkurrenz nur als Beobachter betrachten. Darüber bin ich sehr dankbar. Und gerade deswegen (weil alle Kinder und Menschen anders sind) halte ich diesen halte ich diesen Konkurrenzkampf für völligen Mumpitz. Sorry. Ich weiß ich habe gerade sehr weit ausgeholt. Passiert mir fast nie 😉

Wie stellst du dir eure gemeinsame Zufunkt vor?

Ich sehe meinen Mann und mich mit zwei Jungs die Welt erobern. Wir reisen viel. Vielleicht schaffen wir es mal, uns ein Jahr Auszeit zu nehmen und bereisen mit unseren Söhnen Asien. Sonst habe ich eigentlich keine Wünsche. Es gibt viel Elend auf der Welt. Viel Intoleranz. Aber ich glaube, Möglichkeiten wie dieses Interview schaffen Toleranz. Deswegen ist für mich schon vieles auf dem richtigen Weg.

Papapai findet ihr natürlich am Blog, aber auch auf Youtube, Facebook, Instagram und Twitter.

5 comments

  1. Sehr interessant zu lesen! Gefällt mir!
    Ich bin immer dankbar für solche Artikel.

    Grüße.
    Patrick

  2. Hallo liebe Papas,
    Wir sind genauso eine kleine Familie wie ihr. Wir können eure Geschichte genauso unterschreiben. Habt ihr mal Lust uns zu kontaktieren ? Wir würden uns sehr freuen !
    Sven, Jürgen , merlin und Marcel

  3. Unabhängig davon, was andere sagen, sollten wir immer vertrauen nur Ihre Gefühle und Ihre Gefühle, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich würde das Paar raten jemand wissen Sie immer, zu vertrauen, Unterstützung zu haben und Gleichgesinnte zu finden. Jeder hat das Recht auf Glück und das Recht wie ein Vater zu fühlen und ihre Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben . Ich denke, dass jeder für sich selbst eine wertvolle Lektion der Toleranz zueinander abruft. Vielen Dank für das schöne Foto einer glücklichen Familie, werde ich die Entwicklung der Geschichte dieses schönen Paar und ihre talentierten Kind folgen.

  4. Danke für diesen Blogbeitrag, der zeigt, dass Familie heute endlich auch Spielraum für die wahre Liebe lässt. Sich bewusst als Paar für ein Kind mit Entwicklungsstörungen zu entscheiden genießt meinen ganzen Respekt. Ich hoffe, dass die Ehe für alle endlich auch den Weg frei macht für viele Pflegekinder, die es gar nicht erwarten können auch ganz legal von ihren beiden Mütter oder Väter adoptiert zu werden.

  5. Großartig <3 Du sprichst mir aus der Seele!

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