Claire Oberwinter

Zwillingsmama Claire spricht über ihre Schwangerschaft

Claire OberwinterIn unserer Reihe Zwillingsmütter erzählen: Heute: Claire Oberwinter vom Zwillingsblog ZWEIEIIG im Interview über Schwangerschaft, Geburt und Überlebenstipps für Zwillingsmütter in der ersten Zeit mit den kleinen Mäusen…

 

In  welcher SSW hast du von deiner Schwangerschaft erfahren? War es eine Überraschung, oder war es geplant? Wie hat dein Partner reagiert?

Da die Schwangerschaft absolut geplant war, habe ich auch sehr früh von der Schwangerschaft erfahren. Meine Periode kam zu dem Zeitpunkt immer exakt alle 28 Tage. Als dann an Tag 29 die Periode ausblieb, habe ich sofort einen Schwangerschaftstest gemacht. Als ein positives Ergebnis herauskam, habe ich meinem Mann sofort eine Nachricht geschickt und ihm gesagt, dass der Test positiv ist und ich nun einen Termin bei meiner Frauenärztin ausmachen werde. Er schickte mir dann später einen Smiley zurück und abends nach der Arbeit hat er mir dann seine Freude über die „geglückte“ Schwangerschaft noch einmal persönlich mitgeteilt.

 

Ab wann war klar, dass es sich um Zwillinge handelt? Wie hast du reagiert, wann hast du es realisiert?

Dass es Zwillinge werden würden, kam beim ersten Besuch bei der Frauenärztin heraus, bei dem mein Mann mit dabei war. Da war ich gerade in der 10. SSW. Ich lag bereits auf dem Behandlungsstuhl und die Frauenärztin hatte mir das Ultraschallgerät bereits vaginal eingeführt, fummelte aber noch irgendwas an den Einstellungen herum und schaute daher nicht auf den Bildschirm. Wir konnten aber schon auf dem Bildschirm ganz genau erkennen, dass dort zwei Umrisse zu erkennen waren. Ich habe das irgendwie nicht so richtig realisiert bzw. hatte den Gedanken „Hä? Ist das jetzt eine Spiegelung, oder was?“ (mein Mann erzählte mir später, dass er exakt den gleichen Gedanken gehabt hatte und ein wenig ungläubig und fragend auf den Bildschirm starrte). Dann schaute die Frauenärztin auch hoch und sagte sofort: „Ach, da sind ja zwei! Herzlichen Glückwunsch zu Zwillingen!“ Mein Mann und ich sind dann in schallendes Gelächter ausgebrochen. Wir hatten nämlich schon häufiger über die Möglichkeit gesprochen, dass wir Zwillinge bekommen könnten (wir sind da familiär etwas „vorbelastet“). Wir mussten deswegen so lachen, weil diese Frage „Was ist, wenn es Zwillinge werden?“, die die ganze Zeit schon mit im Raum stand, auf einmal beantwortet wurde und wir über diese für uns doch eher unwahrscheinliche Möglichkeit hoch erfreut waren. Ich habe mich von Anfang an sehr gefreut und hatte nie Panik o.ä.

Hast du vor der SSW12 schon jemandem erzählt, dass du schwanger bist?

Ja, meiner Mutter, meinem Bruder, meinen Schwiegereltern und meiner damaligen Chefin, die auch gleichzeitig meine beste Freundin ist. An dem Tag, als wir von der Zwillingsschwangerschaft erfuhren, konnte ich dann aber nicht an mich halten und musste es einfach auf Facebook für alle meine Freunde in Form eines kleinen „Rätsels“ veröffentlichen: 2 + <3 (ergibt ein Herzchen) = 4. Die meisten haben es sehr schnell kapiert und dann kam natürlich der Gratulations-Ansturm ;)

Wie hast du es deinem Chef/ der Chefin erzählt? 

Wie gesagt, meine damalige Chefin war auch meine beste Freundin, so dass es da keine Probleme gab. Außerdem war ich nur 15 Std./Woche angestellt, da ich noch in meinem Masterstudium war. Daher war das für mich ohnehin nur ein Übergangsjob.

Wie war die Schwangerschaft? Hattest du gewisse Gelüste. War dir schlecht? Warst du in vorzeitigem Mutterschutz?

Insgesamt war die Schwangerschaft sehr unkompliziert. Was Übelkeit ist, habe ich nie erfahren (zum Glück!) und auch sonst lief alles, trotz „Risiko“-Schwangerschaft, glatt. Ich habe weiterhin viel Sport getrieben und durfte mein Leben einfach so weiterleben wie bisher (also, bis auf die üblichen Lebensmittel, die man meiden sollte).

Die Kinder haben sich im gesamten Verlauf der Schwangerschaft wie Musterschüler entwickelt und waren immer haargenau im mittleren Entwicklungsbereich, und das auch noch im Gleichschritt :) Mir selber ging es gesundheitlich auch gut und ich habe keinerlei Beschwerden entwickelt. Die Gewichtszunahme (insgesamt 16kg) hielt sich auch in Grenzen, was wohl meinem großen Bewegungsdrang geschuldet ist ;)

Das Einzige, was mich im Laufe der Schwangerschaft zunehmend geplagt hat, war das Sodbrennen. Ich habe da generell schon Probleme mit und durch die Schwangerschaft wurde das irgendwann zum Dauerzustand. Da bei mir die üblichen Hausmittelchen nicht geholfen haben, habe ich packungsweise Rennie zu mir genommen, was mir zumindest immer für 2-3 Stunden Erleichterung verschafft hat.

Gelüste hatte ich so gut wie keine, zumindest nicht, wenn man Heißhunger auf gesundes Essen nicht als „Gelüste“ ansieht. Ich habe sehr viel Obst (vor allem Beeren, die ich so unendlich liebe – zum Glück war ich über den Sommer schwanger) und Gemüse gegessen und hatte nur ein Mal ganz am Anfang der Schwangerschaft ein mitternächtliches Gelüst auf McDonald’s. Ansonsten hatte ich sehr häufig immer so gegen 4 Uhr morgens einen solchen Hunger, dass ich nicht mehr schlafen konnte, bis ich etwas gegessen hatte. Das ging mir im Schnitt bestimmt jede 2. oder 3. Nacht so. So konnte ich für die Schlafunterbrechungen schon mal üben…

Da mein 15-Std.-Job in der Gastronomie war, bin ich tatsächlich in vorzeitigen Mutterschutz gegangen (2,5 Monate vor der Geburt). Es war für mich einfach unglaublich beschwerlich, die ganze Zeit zu stehen bzw. zu laufen. Selbst mit entsprechenden Zusatzpausen und Sitzgelegenheiten hinter der Theke wurde es irgendwann einfach zu anstrengend. Ich habe mich dann von einem Arbeitsmediziner „krankschreiben“ lassen.

Ab wann war die Schwangerschaft belastend, war sie das überhaupt jemals? Wer hat dir geholfen?

Naja, so ab der 30. Woche etwa wurde es schon zunehmend beschwerlich mit dem dicken Bauch. Ich musste mehrmals pro Nacht aufs Klo, konnte zunehmend schlechter schlafen (zum Glück war ich aber immer schon ein Seitenschläfer, so dass ich mich diesbezüglich nicht umstellen musste) und irgendwann wurde auch das Gehen (oder Watscheln) anstrengend. Das Bücken ging natürlich auch immer schlechter, aber ich habe eben Alternativen gefunden (z.B. bezahlte Pediküre statt eigene, Slipper/Ballerinas statt Schnürschuhe etc.).

Ich erinnere mich, dass es Mitte August – da war ich gerade so um die 30. SSW – an zwei oder drei Tagen extrem heiß war (so etwa 39 Grad). An dem einen Tag (es war ein Sonntag) waren wir dann den ganzen Tag im Freibad im Schatten, um diesen Tag zu überstehen. Das war schon extrem belastend.

Ansonsten hatte ich zum Schluss auch Probleme mit Wassereinlagerungen in den Beinen und Füßen zu kämpfen. Aber auch das hielt sich zum Glück in Grenzen bzw. war jetzt nicht so belastend für mich, dass es ein ernsthaftes Problem darstellte.

Eine große Hilfe war mir in der ganzen Zeit mein Mann, der mir viel Arbeit abgenommen hat und mich sogar oft noch gezwungen hat, mich hinzulegen anstatt zu helfen. Aber auch Freunde waren immer gerne zur Stelle, wenn ich sie mal brauchte.

Welche Sachen hast du eingekauft? Wann wurde das Zimmer für die Zwillinge gestaltet? Welche Dinge MUSS jede Zwillingsmama zu Hause haben? Was ist sinnlos?

Wir haben von einer Bekannten günstig ein Gitterbettchen mit passender Kommode gekauft, die noch komplett eingepackt waren und die sie nicht mehr brauchte. Ein anderes Gitterbett haben wir dann noch dazu gekauft. Außerdem haben wir natürlich Autositze bzw. Schalen gekauft, zwei Wickeltisch-Heizstrahler (einen fürs Bad, einen zum Hinstellen hinter den Wickeltisch), Kinderwagen, einen weiteren Wickeltisch fürs Wohnzimmer und viel kleines Zubehör wie Wickeltasche etc. Das Meiste haben wir gebraucht gekauft (meine Stiefschwester hat passenderweise auch Zwillinge) und sehr viele Sachen, vor allem Kleidung, haben uns Freunde bzw. meine Schwägerin ausgeliehen. Bis heute nutzen wir sehr viel Kleidung von Freunden und wir kaufen nur nach, was noch fehlt.

Das Zimmer für die Kinder haben wir erst gestaltet, als sie schon ein paar Monate alt waren. Vorher haben sie ohnehin immer bei uns im Zimmer geschlafen und brauchten daher noch kein Kinderzimmer. Ursprünglich war es auch so gedacht, dass sie in die 2. Etage auf den ausgebauten Dachboden kommen sollten. Dazu hatten wir die beiden Zimmer auch schon schön gestrichen und die ersten Möbel reingestellt. Dann haben wir aber (natürlich erst, als die Kinder schon auf der Welt waren) gemerkt, wie unpraktisch das ist. Wir hätten nämlich bei jedem nächtlichen „Einsatz“ immer eine Treppe hoch bzw. wieder runter laufen müssen. Da wir das beide zu anstrengend fanden, haben wir uns entschieden, aus unserem bisherigen Büro, das auf der anderen Seite des Flurs von unserem Schlafzimmer liegt, das Kinderzimmer zu machen. Wir haben dann also eines der ursprünglichen Kinderzimmer neu gestrichen (die Farbe war nicht geeignet für ein Büro), haben das Büro nach oben verfrachtet und das „alte“ Büro zum Kinderzimmer umfunktioniert. Dafür haben wir aber nicht mehr neu gestrichen, sondern nur ein paar Kleinigkeiten geändert bzw. ergänzt, damit es etwas kindlicher aussieht. Mit dieser Lösung sind wir sehr glücklich und die Kinder werden dann nach oben ziehen, wenn sie in die Schule kommen. Bis dahin bleibt alles so wie jetzt :)

Welche Dinge jede Zwillingsmama zuhause haben muss, hängt meines Erachtens von der Wohnsituation und von den Kindern ab. Wir leben in einem dreistöckigen Haus und fanden es mehr als nur praktisch, in jeder Etage (zumindest in den ersten beiden, die wir intensiv nutzen) einen Wickeltisch zu haben. Wenn man in einer Wohnung oder einem Haus lebt, die/das sich nur über eine Etage erstreckt, kann man darauf sicher verzichten. Für uns war es aber nötig, um uns nicht den Rücken kaputt zu machen.

Hervorragende Dienste haben uns zwei elektrische Wippen/Schaukeln geleistet. Vor allem unser Sohn war oft nur ruhig, wenn man ihn im Maxi Cosi hin- und hergeschaukelt hat. Dass das auf Dauer nervig und auch anstrengend ist, kann sich jeder denken. Also haben wir uns zwei elektrische Schaukeln gekauft, die wir über viele Monate hinweg genutzt haben. Die Kinder waren darin ruhig (und haben auch oft drin geschlafen) und wir hatten die Hände frei :) Aber auch hier: nicht jeder wird so etwas benötigen, da jedes Kind anders ist. Es gibt sicher auch Kinder, die eine solche Schaukel hassen und sich nie dort reinlegen lassen würden.

Die einzigen beiden Dinge, von denen ich definitiv abraten würde sind: eine Wiege bzw. ein Beistellbett und ein Windeleimer mit teuren Beuteln. Wir haben eins der Gitterbetten neben unser Bett gestellt bzw. ans Fußende und die Kinder gemeinsam dort die ersten sechs Monate reingelegt (wenn wir sie nicht gerade bei uns schlafen ließen ;) ). So waren sie nie alleine, sie hatten immer sich und wir hatten trotzdem genug Platz. Eine Wiege oder ein Beistellbett wird meist sehr schnell zu klein und man kann die Kinder nicht zusammen dort reinlegen (außer man hat ein Beistellbett für Zwillinge, was meiner Meinung nach aber den Kosten-Nutzen-Aufwand nicht deckt).

Wir haben zur Geburt von einer Freundin einen Windeleimer bekommen, der zwar im ersten Moment praktisch war (weil die Beutel, die da reinkommen die Gerüche einschließen). Als wir aber die erste Beutelpackung schnell leer hatten und Nachschub kaufen wollten, haben wir mit den Ohren geschlackert. Da sollte dann ein 10er Nachfüllpack 30 Euro kosten. Der hält gerade mal einen Monat oder so. Da wir nicht einsahen, so unglaublich viel Geld dafür auszugeben, nur damit wir die Stinkewindeln im Haus „lagern“ können, haben wir den Windeleimer kurzerhand vor die Haustür verbannt und füllen ihn nun immer mit normalen Müllbeuteln nach. Ich bin also der Meinung: einen als solchen ausgewiesenen Windeleimer braucht man nicht, denn das ist einfach zu teuer. Einfach einen Eimer an eine Stelle stellen, wo er stinken darf und das Problem ist wesentlich günstiger gelöst.

Wie war die Geburt? Welche SSW? Natürlich? Kaiserschnitt?

Die Geburt war ein geplanter Kaiserschnitt. Meine Tochter lag als führender Zwilling mit dem Popo voran, so dass mir von einer natürlichen Geburt abgeraten wurde. Ich hätte mir zwar eine natürliche Geburt gewünscht (denn ich bin der Meinung, es hat schon seinen Grund, dass die Natur das so vorgesehen hat), aber ich wollte kein Risiko eingehen. Etwa zwei Wochen vorher wussten wir dann, wann der Kaiserschnitt sein würde.

An einem Montag Morgen in meiner 38. SSW fand ich mich dann so gegen 8 Uhr in meinem Wunschkrankenhaus ein. Um 10.17 und 10.18 Uhr wurden dann erst meine Tochter und anschließend mein Sohn geboren. Einen ausführlichen Bericht, wie alles ablief, wie es mir ging und welche Probleme es gab, gibt es in diesem Blogeintrag.

Was hast du gedacht, als du die Kinder erstmals gesehen hast?

Ich habe geheult, einfach nur geheult! Ich war ohnehin sehr angespannt und nervös und musste vorher schon mal vor lauter Anspannung weinen, bevor ich überhaupt auf dem Tisch lag. Ich habe innerhalb weniger Minuten alle Gefühle durchgemacht, die es so gibt und war einfach nur überglücklich, als meine Kinder dann da waren. Ich habe sie ja nur ganz kurz sehen dürfen, bevor sie aus dem kalten OP getragen wurden. Aber ich war einfach nur glücklich und erleichtert, sie endlich sehen zu können. Darauf hatte ich mich 9 Monate lang gefreut.

Mein Mann ist dann direkt nachdem unser Sohn aus dem OP gebracht wurde mit zu den Kindern gegangen, während ich noch zugenäht wurde. Ab da war ich eigentlich wieder sehr ruhig und freute mich nur noch darauf, meine Kinder auch endlich anfassen zu können. Etwa 30 Minuten später wurde ich dann in den Kreißsaal gefahren und sah meinen Mann ganz stolz mit den beiden Würmern in den Armen. Er hat sie mir dann sofort angereicht und ich konnte sie endlich anfassen und mit ihnen kuscheln. Es war einfach nur toll und auch ich war auf einmal eine sehr stolze Mama!

 

Welchen Tipps gibst du werdenden Zwillingseltern /Zwillingsmüttern mit auf den Weg?

Vieles, was mir geholfen hat, habe ich schon in diesem Blogeintrag zusammengefasst.  Ich finde aber, solche Tipps sind immer nur dann wertvoll, wenn sie zu einem passen, was ich am Ende des Eintrags ja auch erwähne. Ich denke, der allerallerwichtigste Tipp ist: lernen, auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Wir Eltern werden von allen Seiten mit Tipps und Ratschlägen überhäuft. Hinzu kommen Erziehungsratgeber und Zeitungsartikel, die nur eines machen: verunsichern. Es braucht eine Weile, bis man auf sein Bauchgefühl hören kann, aber dann sollte man es machen. Nur man selber weiß, was für die eigenen Kinder gut ist! Sollen die anderen doch reden, weil sie der Meinung sind, dass man dieses und jenes so und so machen sollte. Fragt man 10 Leute, bekommt man eh zwanzig unterschiedliche Meinungen. Und die, die keine Kinder haben, wissen ohnehin alles besser. Also: hört auf euren Bauch und eure innere Stimme! Es ist am Anfang schwer, aber man lernt es immer besser :) Viel Spaß und Erfolg mit euren Zwillingen!

 

Schreibe einen Kommentar zu UɐɹɟʇɐʞıuU². Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert