Zwei winzig kleine Hände ruhen rechts und links neben deinem Köpfchen, deine Wange schmiegt sich sanft an meine Brust, du schläfst ganz tief. Eine lange Nacht liegt hinter uns beiden, doch jetzt ist Zeit sich auszuruhen, anzukommen, Kraft zu schöpfen für das was vor uns liegt. Deine Augen sind geschlossen, du atmest ruhig und gleichmäßig doch man merkt dir die Erschöpfung an. Gerade geboren, hinein in eine neue Welt. Laut, kalt, hell, unbequem. Die erste Etappe auf einer langen Reise hast du geschafft, mein Schatz…
Ich bin so müde wie du, aber ich kann meine Augen nicht von dir lassen, kann kaum glauben, dass du endlich da bist! Ich habe mich so lange auf dich gefreut und auf dich gewartet. Es ist, als kenne ich dich schon so lange – du warst fast 40 Wochen in meinem Bauch – und doch freue ich mich darauf dich endlich kennen zu lernen.
Gedanken im Wochenbett
Zwei winzig kleine Hände, fast wie Puppenhände aus Porzellan. Was werden diese Hände wohl einmal erschaffen? Werden diese Hände einmal voller Herzblut über Instrumente schweben, so wie du es bei deinem Vater sehen wirst? Wirst du mit ihnen Häuser bauen oder Bilder malen? Wirst du die Hände anderer halten und ihnen helfen, oder wirst du sie vielleicht verletzen? Eines Tages werden deine Hände vielleicht die deines Seelenverwandten halten und über das Köpfchen deines eigenen Kindes streicheln. Deine Hände werden hart arbeiten, wachsen, nicht immer unversehrt bleiben, doch es bleiben immer dieselben Hände, die für eine kurze Zeit in meinem Bauch neugierig nach der weiten Welt getastet haben.
Unter der Decke bewegen sich sanft zwei kleine Füße, so zierlich, dass sie mir unecht und zerbrechlich erscheinen. Kaum zu glauben, dass diese Füße dich einmal in die große weite Welt tragen werden. Wohin wirst du gehen? Wirst du mit diesen kleinen Füßchen rennen, springen oder wütend stampfen? Führen dich diese Füße weg von mir oder vielleicht auch wieder zurück? Welchen Weg wirst du gehen? Folgst du unseren Spuren oder erkundest du neue Wege? Vielleicht möchtest du tanzen und hüpfen, wie deine Schwester Jeanne d‘Arc oder klettern wie dein großer Bruder. Ganz sicher wirst du einmal fallen, aber dann hoffentlich auf diesen kleinen Füßen landen, die dich sicher tragen. Dieselben kleinen Füße, die so fröhlich in meinem Bauch gestrampelt haben.
Brief einer Mutter an ihr Neugeborenes
Dein warmer Atem kommt aus deinem leicht geöffneten Mund und trifft auf meine Haut. Wie schön dein kleiner Mund ist! Was wirst du mir bald sagen wollen? Wirst du mit diesen schönen Lippen so laut lachen wie deine Schwester Pompi? Wirst du singen oder schreien? Mit wem wirst du reden und wird es mir immer gefallen was du sagst? Wird dieser kleine Mund mit mir streiten oder mir ins Ohr flüstern „Ich hab dich lieb Mama.“? Wir wollen dir beibringen, die Stimme die dir gegeben ist mit Bedacht einzusetzen, wir hoffen dass du immer gehört werden wirst.
Ganz sanft spüre ich deinen Herzschlag an meiner Brust. Ich wünsche mir, dass es immer so sein wird. Ich wünsche mir, dass du ein gutes Herz haben wirst. Eins, das auch für andere schlägt und dich auf den richtigen Weg führt. Ich weiß, dass auf deiner langen Reise dein Herz auch von Zeit zu Zeit gebrochen sein wird, doch ich verspreche dir, es wird heilen und stärker schlagen denn je.
Irgendwann, sogar ziemlich bald, bist du groß und nicht mehr dieses kleine Wesen auf meiner Brust. Ich weiß nicht wie du aussehen wirst, ich weiß nicht was aus dir wird und ich kann mir kaum vorstellen, dass du nicht immer in meiner Nähe sein wirst. Deine Reise fängt jetzt gerade erst an und es liegt noch so viel vor dir.
Eines aber weiß ich ganz sicher. Ich nehme deine Hand und werde sie immer halten wenn du mich brauchst. Solange du mich lässt, gehen meine Füße neben deinen und begleiten dich wohin du auch gehen magst. Was auch immer du mir sagen willst, ich höre dir zu. Solange mein Herz schlägt, wird es deines hören und immer bei dir sein. Ich gehe mit dir auf die Reise und bin immer deine Mama.
Wunderbar! Rührend zu lesen, nur, was machst du, wenn des ein Grast wird?