Wir sind schwanger. Also quasi „Einer schreit immer“. Aber eigentlich wer? Ratet mit beim kunterbunten Schwangerschaftsraten: Anne, Lisbeth oder doch Neffa? Und noch eine Frage die wir euch beantworten werden: Wann ist eine Familie eigentlich komplett?
Ob ihr wirklich richtig steht, sehr ihr wenn das Licht angeht… ;)
„Mamaaaa Poooo-ho-sssst!“ Super, wenn man einen kleinen Spion hat, der immer ganz genau weiß, wann das große gelbe Auto vor der Tür hält und sich jemand an unserem Briefkasten zu schaffen macht. Aber das Kind hat Recht, der Postbote war auch heute so nett uns diverse Papierdinge in den Briefkasten zu stopfen und sich wieder aus dem Staub zu machen. Warum das Kind so aufgeregt ist? Es könnte ja ein Brief oder eine Postkarte für ihn dabei sein! Also flitzen wir zügig zur Haustür und überprüfen die heutige Lieferung. Rechnung, Rechnung, Werbung, unnütze Flyer und – siehe da: ein Brief in einem hellblauen Umschlag! „Für miiiiiiich!“ bölkt der Filius und rupft schon fleißig am Umschlag. Nun ja, es steht zwar nicht nur sein Name drauf aber „Familie *******“ schließt ihn ja mit ein. Wir öffnen gemeinsam den Umschlag und eine hübsch dekorierte Klappkarte kommt zum Vorschein.
„Unsere Familie ist nun komplett – vielen Dank für die Glückwünsche zur Geburt unseres Sohnes!“
Ach wie hübsch, eine Danksagung von einer lieben Kollegin. „Oh, so ein süßes Baby! Kuck mal Mama!“ Wieder hat er Recht, die Karte ist auch besonders hübsch gestaltet. Den Rahmen bildet eine bunte Collage aus Babyschuhen, Klapperstörchen, Milchfläschchen und Schnullern und in der Mitte prangt das aktuelle Familienportrait: Mama, Papa, die große Tochter und der frisch geschlüpfte Sohn. Alle vier gewandet in weiße Shirts und blaue Jeans strahlen sie in die Kamera und freuen sich – wir sind nun komplett.
Ich freue mich auch für sie, aber etwas an der Karte macht mich nachdenklich. „Wir sind nun komplett!“.
Ich frage mich, woher wissen die das?
Fühlt man das oder steht die optimale Babyanzahl pro Familie irgendwo festgeschrieben? Haben sich die zwei schon beim Kennenlernen darauf geeinigt, dass sie mal zwei Kinder möchten und sind nun fertig mit ihrem Plan? Oder kam nach der Geburt des zweiten Schlüpflings eine nette Hebamme und hat gesagt „So, wir haben drinnen mal nachgeschaut. Kommt keins mehr.“ Haben die beiden jetzt, wo sie ihren Stammhalter in den Armen halten ein Vollkommenheits-Gefühl? Merkt man, wenn man komplett ist?
Wenn ja, woran merkt man das? Ich schaue auf meine Kinder und finde sie einfach perfekt, aber sind wir deswegen komplett? Woher weiß ich denn, ob ich nicht noch so ein kleines Wesen brauche, um unser Leben noch perfekter zu machen? Woher soll ich wissen wie es wird, wenn da noch „einer mehr“ ist, der „Mama“ zu mir sagt?
Als Teenie hatte ich mal einen Plan. Ich wollte gerne eine Ausbildung machen, ein bisschen arbeiten, den perfekten Mann kennen lernen und ihn dann heiraten (in der Hoffnung dass er das auch möchte), danach sollten bitte zwei Kinder folgen. Erst ein Junge, dann ein Mädchen. Ich finde es toll, wenn Mädchen einen großen Bruder haben. Erst ein Mädchen wäre auch gut, aber von jeder Sorte eins wäre schon cool. Dann bin ich ein bisschen Mama und geh dann wieder arbeiten. Süß, oder?
So etwas wie einen Plan braucht man auch, denn man muss sich nämlich schon lange vor diesem Eltern-Ding überlegen was man gerne hätte. Erstmal muss der passende Partner gefunden werden, der die gleiche Anzahl Kinder plant. Ist das geschafft wird ein Nest gebaut, das die passende Anzahl Kinderzimmer enthält. Vorher schaut man sich natürlich ganz peter-zwegat-mäßig die finanzielle Lage an und checkt, ob man sich dieses Familien-Projekt überhaupt leisten kann. Ist man gesundheitlich fit und bereit für Kinder? Müsste ich ggf. noch schnell mit dem Rauchen, exzessivem Koffeinkonsum oder sonstigen Lastern Schluss machen? Kinder sind laut und fordernd; halten das meine Nerven aus? Sind alle Punkte abgearbeitet – herzlichen Glückwunsch, bitte brüten Sie jetzt.
Ich bin ein sehr analytischer und strukturierter Mensch. Ich mache gerne Listen – Pro und Kontra und so. Ich wäge in jeder Lebenslage genau ab und treffe dann die verkopfteste Entscheidung, die man sich nur wünschen kann. Nur wenn es um meine Familie geht, setzt jegliche Logik aus, dabei finde ich doch sonst immer die sinnvollste Lösung.
Was unser Esstisch mit der Familienplanung zu tun hat…
Wie beim Hausbau zum Beispiel. Als mein Mann und ich unser Haus gebaut haben waren wir uns mit fast allem schnell einig und fanden sofort was wir wollten. Offen sollte es sein, luftig und einladend. Wir lieben es unsere Freunde und Familien bei uns zu haben, wir lieben es, wenn es voll und laut und turbulent ist. Alle sollen nah beieinander sein, es sollte keine geschlossenen Türen geben, damit sich niemand ausgeschlossen fühlt. Unser Wohn-, Ess- und Kochbereich sind nun offen, wir haben große Fenster zum Garten, unserem grünen Wohnzimmer. Nur ausgerechnet ein Möbelstück machte uns Probleme. Der Esstisch. Das Zentrum der Familie, ein Versammlungsort, die Partyzentrale bei Familienfeiern. Wir waren in mindestens zehn Läden, haben online gesucht, uns beraten lassen und lange Zeit nichts gefunden was zu uns passen würde. Schlussendlich haben wir dann einen Schreiner beauftragt unseren Traumtisch für uns zu bauen. Was es geworden ist? Die für uns sinnvollste Lösung: Ein ganz schlichter Tisch in Weiß.
Er ist groß, er ist gemütlich, aber die Hauptsache: er ist rund. Warum das so wichtig ist? An einen runden Tisch passt immer noch „einer mehr“. Man rückt zusammen, sitzt etwas enger beieinander ohne dass es ungemütlich wird. Niemand muss an einer Ecke sitzen oder seinen Teller auf den Schoss nehmen oder breitbeinig wie John Wayne mit einem Tischbein zwischen die Knien hoffen, dass das Essen bald beendet ist. Ein runder Tisch ist einladend und offen, so wie wir als Familie sein möchten. Wir möchten immer Platz haben für jeden, der gerne bei uns sein mag, auch und gerade wenn es mal „einer mehr“ wird.
Mein Mann kommt rein und wirft einen Blick auf die hübsche Karte, die auf eben diesem besagten Esstisch liegt „Schöne Karte. Aha, die sind jetzt komplett?“ Mehr sagt er nicht, muss er auch nicht, denn wir verstehen uns auch ohne Worte… Er streichelt mir über die Schulter, ich rücke den schweren Küchenstuhl etwas zur Seite. Hier wäre noch ein bisschen Platz…
Die Karte kam vor gut zehn Monaten. Der frisch geschlüpfte Junge auf dem Bild tapst wohl inzwischen schon rum und hält seine Eltern ständig auf Trab. Bei uns hat sich fast nichts verändert. Es klingelt an der Tür, das Kind rennt wie immer hin und hofft auf Post. Dieses Mal ist leider kein bunter Umschlag dabei, nur ein Brief in diesem spießigen Format, das schon auf höchst-offizielle Nachrichten schließen lässt. Trotzdem lässt mich genau dieser Brief zufrieden lächeln. „Mama, ist das für miii-hich?“ krächzt das Kind. Ich antworte ihm „Nein Schatz, das ist Post für das Baby“.
Sind wir nun bald auch „komplett“? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall sind wir bald „einer mehr“. Kind Nummer vier wird Ende Mai das Licht der Welt erblicken. Und wir freuen uns unglaublich auf unseren Einling…
Hallo Neffa,
Herzlichen Glückwunsch.
So einen runden Esstisch brauchen wir auch!
Viele Grüße
Mama Maus
Liebste Neffa, unsere allerherzlichsten Glückwünsche ich wusste nach den Zwillingen instinktiv, das wir noch nicht komplett sind. Auch wenn ich denselben Plan der 2 Kinder in Reihenfolge großer Bruder-kleine Schwester akribisch geplant hatte.