Meine Kinder, die Weihnachtsdeko und ich – ein Drama in drei Akten

Oh du fröhliche, oh du ssssetz das Rentier wieder auf den Kamin! Es ist endlich Weihnachten und was gibt es schöneres, als das eigene Zuhause in eine behagliche Weihnachtswunderwelt zu verwandeln? Welches Kind freut sich nicht, wenn im Haus plötzlich ein frecher Wichtel auftaucht oder das Fenster mit einer strahlenden Licherkette erhellt ist?
Überall ist Glitzer, ein Zoo aus Rentieren und Krippentieren zieht ins Wohnzimmer ein und es duftet nach Tannengrün.
Klingt perfekt, gäbe es da nicht ein Problem: Die Kinder!

Put some glitter on it!

Ich bin ganz ehrlich, ich mag den minimalistisch-nordischen Einrichtungsstil. Gedeckte Farben, klare Formen und möglichst wenig Gedöns, das in der Gegend steht und Staub anzieht. Meine Kinder sehen das leider ganz anders. Viel hilft viel, das trifft auch auf die Weihnachtsdeko zu. Und Glitzer, Glitzer geht immer!
Vor einiger Zeit habe ich darüber nachgedacht, ob ein Elf on the Shelf bei uns einziehen sollte, aber das wäre bei uns vergebene Liebesmüh. Wer soll morgendlich denn bitte noch auseinanderhalten, welches Chaos der imaginäre Weihnachtswicht angestellt hat und welche Katastrophe auf das Konto der ziemlich realen Nachkommen geht?
Die Antwort auf “Welche Farbe sollen wir dieses Jahr für unsere Deko verwenden?” lautet “JA!”.
Hole ich die Kiste mit der gut verpackten Weihnachtsdekoration aus dem Keller, stürmen die Kinder bereits los und greifen wahllos nach Kugeln, Tannenbäumen und Weihnachtsmännern und werfen sie wie hochfeierliche Handgranaten in jede Ecke des Wohnzimmers. Der goldene Engel flattert verzweifelt mit den Flügeln, bevor er sich in der Standleuchte verheddert und wie eine Motte ihm Festtagskleid bis zur Besinnungslosigkeit um den mit Legosteinen verzierten Adventskranz dreht.
Das Dekorieren ist ein riesiger Spaß, natürlich auch, weil ein Großteil der klassischen Weihnachtsgedönssammlung aussieht wie ein ebenso klassisches Kinderspielzeug. Sitzende Wichtel, bunt geschmückte Züge und Leuchthäuser laden zum kreativen Rollenspiel ein, mein Wohnzimmer ist ein riesiges glitzerndes Puppenhaus!

     

In der Weihnachtsbäckerei, gibt es manche SAUEREI!

Ähnlich emsig wie bei der Dekoration der eigenen vier Wände helfen die selbstgeborenen Wirrnis-Wichtel jedes Jahr beim Verzieren der Plätzchen. Erst scheint die Situation noch unter Kontrolle zu sein – sie stechen aus, legen sie aufs Backblech und naschen bis sie im Gesicht so grün sind wie der Adventskranz. Bis hierhin herrscht Weihnachtsfrieden, vor allem wenn die Brut durch die aufkommende Übelkeit schön ruhig und besinnlich wird. Kaum aber rieselt der Puderzucker für den Zuckerguss leise in eine Schüssel sind die Kinder wie von Weihnachtszauberhand wiederhergestellt.
Die heimische Weihnachtsbäckerei verwandelt sich in Sekundenschnelle in eine gesetzlose Dystopie – wer verfällt nicht sofort in seeligste Weihnachtsstimmung, wenn erst das traditonelle gepunktete Zuckerrentier auf dem Teller landet? Mir ist schon ganz warm ums Herz (könnte auch am Verzweiflungs-Glühwein liegen…).

Süßer die Rentiere nie kleben – oder so ähnlich

Früher war mehr Lametta

Ich freue mich tatsächlich sehr auf die Ruhe nach der stillen Zeit, dieser besinnliche Kram stresst mich ungemein. Wer dem Ganzen aber nur mit einem müden Lächeln begegnen kann ist eine Person aus meinem näheren Umfeld: meine eigene Mutter.
Jetzt, nach all den Jahren, kann ich endlich verstehen, warum meine Mutter beim Schmücken des Christbaums so wenig feierlich um meine Schwester und mich herumgesprungen ist und uns mit genauen Anweisungen zur Platzierung der Lamettafäden überwacht hat. (Ja, ich bin bügellametta-jahre alt…) Ich selbst war wohl um keinen Deut besser als meine eigenen Zöglinge! Statt die jährlich säuberlich geglätteten Silberfäden ordentlich und in gleichmäßigen Abständen an die Äste zu hängen, sprangen meine Schwester und ich dekowerfend wie betrunkene Waldelfen durchs Wohnzimmer, bis unser Christbaum aussah wie die bunteste Dragqueen unter den Nadelgehölzen. Viel hilft viel, das war auch damals das Motto!

Und so sitze ich hier nun unter dem wild geschmückten eigenen Weihnachtsbaum und das Einzige, das noch mehr strahlt als diese chaotische Festtagsfichte sind die Augen meiner Kinder, die voller Stolz und Aufregung den Weihnachtszauber wirklich verstanden haben. Vielleicht hab ich ein Tränchen im Auge, aber vielleicht ist es nur der Glitzer in der Luft, der mir in den Augen brennt. Was auch immer es ist, es ist genau richtig, egal ob nordisch-clean oder baronessig-bunt, wir lieben Weihnachten!

Ein frohes Fest und eine wunderbare ruhige Zeit wünschen euch Neffa und die Chaos-Wichtel!

 

1 Kommentar

  1. Herrlicher Beitrag, musste sehr schmunzeln;)

    Grüße

    Mita

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