Seit einer halben Woche haben Birgit und ihre Familie die Wohnung mit Garten in Südtirol nicht mehr verlassen. Ihr Sohn ist neun Jahre alt, die Zwillinge sind vier Jahre alt. Per Mail hat die Leserin von „Einer schreit immer“ ein Interview gegeben.
Seit wann bist du in Quarantäne?
Quarantäne ist der falsche Ausdruck, denn wir sind ja gesund. Symptomfreie Bürger dürfen ihren Wohnsitz nur mehr verlassen, um arbeiten zu gehen, in Notsituationen oder um Lebensmittel einkaufen zu gehen. Alle Geschäfte, Restaurants, Bars sind geschlossen. Ab morgen, Montag, bleiben auch die meisten Baustellen geschlossen. Geöffnet sind nur mehr Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Postämter. Im diesen noch geöffneten Geschäften dürfen immer nur eine bestimmte Anzahl von Personen hinein. Dazu gibt es gesetzliche Bestimmungen. Beim Verlassen des Domizils muss man eine Eigenerklärung bei sich haben, welche gegebenenfalls von den Ordnungshütern überprüft wird. Man kann sich nicht mehr frei bewegen. Das „Ausgangsverbot“ gibt es seit dieser Woche. Ich kann mich nicht mehr ganz genau erinnern welcher Tag es war. Ich glaube Mittwoch oder Donnerstag. Die meisten Menschen haben es verstanden und angenommen. Die Verbote kamen alle Schlag auf Schlag. Wir haben zum Glück einen großen Garten!
Wie sieht euer Alltag aus?
Wir backen Kuchen und Brot, machen täglich Turnübungen, um in Bewegung zu bleiben. Die Kinder malen, basteln für Ostern, schauen auch mal Fernseh oder Videos auf Youtube. Wir spielen Gesellschaftsspiele, Kartenspiele und auch draußen sehr viel. Wir Eltern sind natürlich froh wenn es Abend ist!
Was ist besonders fordernd an eurem Alltag?
Die Langeweile und Beschäftigung ALLER ist die größte Herausforderung. Ich bin es gewohnt, auf die Berge zu gehen, mich draußen zu bewegen. So mache ich zumindest zu Hause meine Bewegungsübungen, um nicht ganz außer Balance zu geraten. Die Ruhe bewahren und sich von den ständigen Meldungen nicht zu viel beeinflussen lassen. Oft sind es Fakemeldungen.
Was ist besonders fordernd am Alltag mit den Kindern?
Die Streitereien stehen natürlich ganz oben auf der Liste. Man hat keine ruhige Minute. Außerdem muss der Große die Schulaufgaben zu Hause erledigen. Diese werden uns online zur Verfügung gestellt. Wir benützen auch eine App, um zu üben. Das Chaos zu Hause muss man einfach ausblenden und die Kinder spielen lassen. Manchmal spielen sie auch toll zusammen, erfinden Theaterstücke, raufen und toben. Es wird vorüber gehen….
Wie geht es euch allen psychisch?
Es lässt sich nicht leugnen, dass wir alle oft angespannt sind. Dadurch, dass der ganze Tag ohne Plan und ohne gewohnte Struktur abläuft, bin ich oft frustriert. Außerdem geht es jetzt erst richtig los. Immer mehr positiv getestete Personen, da die Inkubationszeit bis zu 2 Wochen ist oder noch länger. Wir rechnen damit, dass dieser Ausnahmezustand noch mind. 2-3 Wochen dauern wird.
Kennst du jemanden, der am Virus erkrankt ist? Oder kennst du Ärzte?
Nein, ich kenne niemanden. Ich weiß nur, dass die Lage auf den Intensivstationen jetzt schon brenzlig ist. Das med. Personal ist erschöpft und sehr gefordert. Gerade deshalb ist es wichtig, dass jeder einzelne von uns seinen Beitrag leistet und zu Haise bleibt, den Virus nicht weiter zu tragen. Denn dieser bewegt sich mit uns.
Was kannst du Menschen sagen, die bald viel Zeit zu Hause verbringen werden?
Besorgt das was eure Kinder gerne spielen und für die Eltern ALKOHOL 🤣 anstatt Klopapier 🤣!
Grabt alte Spiele aus (das ergibt sich dann automatisch) und kauft Putzmittel für den Frühjahrsputz! 💪