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Experteninterview: Warum und wie viel Kinder im Haushalt helfen sollten und wie das klappt

Wer Kinder und Jugendliche in die Haushaltspflichten einbezieht, verschafft sich nicht nur selbst wieder mehr Freizeit, sondern lehrt dem Nachwuchs wichtige Dinge fürs Leben: Verantwortungsbewusstsein, Selbstwirksamkeit, Erfolgserlebnisse und Handlungsplanung. Dass schon die Kleinsten im Alter von zwei Jahren zu Hause kleine Aufgaben übernehmen sollen ist also nicht nur (langfristig gesehen) eine Entlastung im Familienleben, sondern auch ein wichtiger Input für die Erziehung. Denn wenn wir ehrlich zueinander sind: Oft ist es sogar mehr Arbeit wenn die Kinder mithelfen, als wenn man selbst schnell die drei Handgriffe erledigt. Aber: Auf lange Sicht gesehen verinnerlichen die Kinder, dass sie Teil einer Familie sind, in der jeder einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten soll.  

Das sagt die Wissenschaft 

Psychotherapeutin (in Ausbildung unter Supervision) und 2-Fachmutter Joy Ulrich unterstreicht die wichtige Rolle der Hausarbeit in der Entwicklung von Kindern: „Verantwortung übernehmen zu dürfen stärkt das Selbstwert- und das Verantwortungsgefühl und erfüllt Kinder mit Stolz. Sie haben das Gefühl, gebraucht zu werden und selbst dazu beizutragen, dass die Familie funktioniert. So wird das Helfen im Haushalt zur Basis für das Wir-Gefühl. Es fordert die Selbstorganisation und das Zeitmanagement eines Kindes, was später im Leben, insbesondere in der Schule, wichtig ist. Ein netter Nebeneffekt: Wenn Kinder selbst saubermachen, produzieren sie weniger Schmutz, denn sie haben ein Bewusstsein dafür entwickelt, wie viel Arbeit das Aufräumen erzeugt. Wichtig ist es aber natürlich, dass man den Kindern altersgerechte Aufgaben zuteilt und sie nicht überfordert. Außerdem ist eine positive Grundeinstellung zum Mithelfen wichtig.“ So kann es etwa hilfreich sein, das Kind die Aufgabe selber auswählen zu lassen: „Möchtest du beim Staubsaugen helfen oder beim Geschirrspüler mit anpacken?“ So etwa könnte eine positive Aufforderung lauten. Auch ein fixes Ritual am Ende des Tages kann dabei helfen die Hausarbeit zu einem gemeinsamen Schlusspunkt eines Tages zu machen. Es gibt auch spezielle Kinderlieder, die dabei unterstützen und Freude machen. Auch ein Wochenplan mit fixen Aufgaben kann dabei helfen. 

Altersgerechte Arbeiten für Kinder im Haushalt

Je nach ihrer Entwicklung können gewisse Pflichten von Kindern im Haushalt schon alleine übernommen werden, während andere ein wenig Hilfe von den Eltern benötigen. Gemäß der Montessori-Pädagogik zum Beispiel sollen altersgerechte Arbeiten für Kinder im Haushalt bereits Kleinkinder in die Lage versetzen, Verantwortung zu übernehmen und gewisse Dinge selbst zu erlernen.

Kinder helfen haushalt wie viel
Gerade das Staubsauen macht den Kleinsten oft viel Spaß.

So könnte demnach ein „Kinder helfen im Haushalt Plan“ beispielhaft aussehen:

Im Alter von 2-3 Jahren

  • Spielzeug in die Spielzeugkiste räumen
  • Bücher ins Bücherregal stellen
  • Schmutzwäsche in den Wäschekorb werfen

Im Alter von 4-5 Jahren

  • Das Bett machen
  • Blumen gießen
  • Küchentisch nach dem Essen abräumen

Im Alter von 6-7 Jahren

  • Handtücher zusammenlegen
  • Kartoffeln schälen
  • Spülmaschine ausräumen
  • Einkaufsliste schreiben 

Im Alter von 8-9 Jahren

  • Wäsche waschen bzw. Waschmaschine anstellen
  • Staub wischen
  • Wäsche in den Schrank räumen

Im Alter von 10-11 Jahren

  • Badezimmer putzen
  • Einfache Gerichte zubereiten
  • Staubsaugen

Ab 12 Jahren

  • Boden wischen
  • Einkaufen mit Einkaufsliste
  • Fenster putzen

Dieser “Kinder helfen im Haushalt Plan” dient dabei nur als Orientierungshilfe. Individuelle Fähigkeiten des Kindes sollten dabei beachtet werden.

Kinder helfen im Haushalt im Gesetz

Sogar die aktuelle deutsche Rechtslage, genau genommen das Bürgerliche Gesetzbuch in Deutschland (BGB) regelt die Pflichten von Kindern im Haushalt. Dieses “Kinder helfen im Haushalt Gesetz” besagt Folgendes:

§ 1619 BGB Dienstleistungen in Haus und Geschäft
Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten.

Die konkrete Ausgestaltung und der Umfang der Haushaltspflichten sollen sich dann am Alter und den Fähigkeiten des Nachwuchses orientieren.

Tipps, um Kindern Haushaltspflichten nahe zu bringen

Beginne so früh wie möglich, bereits deine Kleinkinder mit einzubeziehen. Jugendliche sind deutlich schwerer dazu zu bringen, ihre Gewohnheiten zu ändern – aber es ist nicht unmöglich. Sei ein Vorbild für deine Familie. Erkläre und zeige allen, wie sie die Aufgabe erledigen können. Sei geduldig. Ja, es dauert länger, wenn du es nicht selbst machst. Aber dadurch lernen sie fürs Leben. 

Generell sollten Kinder natürlich für ihre Bemühungen gelobt werden. Regelmäßiges Ausmisten des Kinderzimmers (zu kleine Kleidung, Babybücher oder Spielzeug, das nicht mehr altergerecht ist) hilft dabei, den Überblick über die Spielsachen zu halten. Je weniger Dinge ein Kind besitzt, desto ordentlicher ist das Kinderzimmer. Das gilt natürlich nicht nur für den Nachwuchs, sondern auch für die Erwachsenen. 

Kinder helfen im Haushalt
Ein gutes Beispiel zu sein fällt nicht immer leicht…

Wir haben die „Einer schreit immer“ Community befragt und 11 Mütter erzählen: 

Saskia erzählt:
“Meine Zwillinge sind 11 und räumen den Geschirrspüler aus, bringen Müll weg. Sie gehen Kleinigkeiten einkaufen, ziehen die Betten ab, machen die Couch und gehen mit ihrer kleinen Schwester bei uns auf den Spielplatz. Manchmal ziehen sie die Kleine sogaran.
Meine Tochter putzt gegen „extra Handyzeit“ auch die Badewanne.”

Jaci erzählt:
“Meine Kinder sind 12 und 9 Jahre. Sind sind für den Müll zuständig. Ansonsten helfen sie mal hier und mal da, was eben so anfällt. Fixe Zuständigkeiten gibt es nicht. Zur Zeit bin ich zu Hause, da müssen sie kaum etwas machen. Wenn ich arbeite und es zu eng wird, müssen sie auch mal den Geschirrspüler ausräumen oder aufräumen.”

Monika erzählt:
“Meine Kinder sind 4+4+7 Jahre.  Alle Kinder müssen im Wechsel entweder morgens oder abends beim Tischdecken helfen.
Die Kleinen tragen nachts noch Windelhöschen. Morgens kommen die Windeln in einen Beutel. Die Kleinen bringen diesen in den Windfang in einen dafür vorgesehenen Eimer. Der Große hilft gelegentlich beim Gemüse- oder Obstschneiden oder beim Backen. Auf das Wäsche sortieren freut sich immer meine Tochter.”

Susanne erzählt:
“Meine Zwillinge sind 5 Jahre: Ihre eigenen gewaschenen Unterhosen und Socken hängen sie auf, eigene Wäsche (inkl Leiberl und Hosen) falten sie und räumen die Kleidung dann auch weg. Die Dreckwäsche in den Wäschekorb werfen gehört auch zu ihren Aufgaben, ebenso wie ihre eigenen Teller in den Geschirrspüler zu stellen. Spielsachen aufräumen ist natürlich klar. Im Alltag ist das aber nicht ganz streng, manchmal helfe ich, aber schon zu großen Teilen ist es ihre Verantwortung. Sind auch durchaus stolz darauf, helfen zu können. (Helfen auch bei anderen Sachen im Haushalt mit, wenn sie Lust haben. Bett überziehen etwa lieben sie.)”

Svenja erzählt:
“Meine beiden sind gerade 5. Wir stellen täglich einen Timer auf 10 Minuten und in der Zeit räumen wir alle unsere Zimmer auf. Wenn wir fertig geworden sind ist es super, sonst räumen wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmal für 10 Minuten auf. Den Teller räumen sie nach dem Essen in die Küche und bei der Wäsche helfen sie wenn sie Llust haben.”

Melanie erzählt:
“Der 6-Jährige muss jeden Tag die Katzen füttern und der 10-Jährige muss das Katzenklo sauber machen. Beide müssen ihr Geschirr nach dem Essen in den Geschirrspüler räumen. Jeden 2. Tag den Müll gemeinsam mit uns runter bringen. Was sie freiwillig machen ist saugen und wischen. Sie helfen gerne überall mit wenn man sie bittet.”

Sarah erzählt:
“Meine Zwillinge werden gleich 6 Jahre und helfen wahnsinnig gern beim Kochen und Backen. Abgesehen davon ist die Einsatzbereitschaft sehr unterschiedlich. Die eine hilft, wann immer möglich: aufräumen, saugen, Wäsche aufhängen und abnehmen und zusammenlegen und, und, und… Die andere schaut unbeteiligt in die andere Richtung und tut beschäftigt, wenn man sie nicht explizit um Hilfe bittet.”

Johanna erzählt:
“Bei uns darf jeder helfen wo er möchte – es gibt aber kein Muss – Kinder sind 16/10/10 und 6 – die Kinder machen aber von sich aus mehr als meine 4 bereits erwachsenen Kinder in ihrer Kindheit machen „mussten“ – das System schont meine Nerven, weil ich nichts einfordern muss und wir machen sehr viele Arbeiten gemeinsam und haben auch jede Menge Spaß dabei. Der Älteste ist gerade einkaufen gegangen weil er heute Abend kochen möchte und die Zwillinge hängen gerade Wäsche auf und möchten danach noch den Trockner ausräumen und die Sachen zusammenlegen.”

Daisy erzählt:
“Meine Zwillinge sind 4 Jahre alt. Sie räumen ihr Geschirr nach dem Essen in die Küche, decken mit mir zusammen den Tisch, räumen mit mir zusammen auf und schmeißen manchmal die Wäsche in die Maschine oder geben mir die Wäsche an, wenn ich sie aufhängen muss.”

Saskia erzählt:
“Meine Kinder haben keine fixen Aufgaben im Haushalt. Die Kleine (1 Jahr) hilft beim Geschirrspüler ausräumen und deckt ab und an den Tisch (irgendwie). Müll kann sie auch entsorgen. Und sie hilft beim Kochen (rühren, reinkippen). Die Große (4) hilft Tiere füttern, putzt das Klo, hilft bei der Wäsche und saugt (mit Lärmschutz). Manchmal hilft sie beim Pferdestall misten.”

Nicole erzählt:
“Die Kinder (14 und 16) sind seit Jahren vollständig für ihre Zimmer verantwortlich, räumen ihre frische Wäsche weg, dann natürlich Spülmaschine, Tisch decken, mal saugen, Rasenmähen und im Garten helfen.”

Marsha erzählt:
“Meine Jungs (6 und 10) sind für ihr Zimmer verantwortlich sowie dafür, ihr Geschirr, Gläser etc. wegzuräumen und das Wohnzimmer wieder in den Vor-Spiele-Zustand zu bringen. Der Kleine ist oft nicht zum Mithelfen zu bewegen (er muss dann aufs Klo oder ist um andere haarsträubende Ausreden nicht verlegen) und macht maximal von sich aus mal das Katzenklo sauber. Der Große hilft gern beim Kochen und putzt auch mal die Küche ohne Aufforderung (aber eher Corona-Langeweile-bedingt). Außerdem ist er 1x am Tag für die Schilddrüsentablette vom Kater verantwortlich. Für 5 Euro putzen die beiden dann einmal im Monat das Treppenhaus.”

Wer schreibt hier eigentlich?

Zwillingsmama, Kinderdompteurin, Chaosmanagerin und „Mädchen für eh alles“: Unter dem Pseudonym Anna Attersee schreibe ich hier über das turbulente Leben mit Kindern – schonungslos ehrlich, denn einer schreit bei uns immer… Im richtigen Leben bin ich Journalistin, arbeite im Bereich „Irgendwas mit Medien“ und habe kürzlich mein erstes Buch veröffentlicht. Stolz bin ich auf meine Kinder und meinen Online-Shop. Mehr über mich  findest du HIER.

 

 

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