Es kam schleichend. Mittlerweile hat es sich verselbstständigt. Und es ist eine unglaublich schreckliche Angewohnheit: Seit die Kinder immer mehr Vokabular lernen, gehe ich fuchtelnd und Finger zeigend durch mein Leben….
„Wenn ich dir das Buch vorlesen soll, dann musst du es mir bringen..“, sage ich zu meinen kleinen Windelterroristen und zeige ausladend und wild gestikulierend mit dem Zeigefinger in Richtung Bücherregal. „Kannst du mir bitte das Glas bringen, dann spüle ich es ab“, sage ich und zeige mit meinen Händen auf den Tisch. „Du willst dieses Stofftier?“, frage ich und meine Finger verselbständigen sich….
Begonnen hatte alles ganz harmlos. Ich wollte den Kindern die Begriffe für sämtliche Worte beibringen. Und weil die Zwillinge ja nicht gleich zu Beginn an wissen konnten was ich meine, zeigte ich mit dem Finger auf den jeweiligen Gegenstand um ihn zu benennen: Zu Hause, im Supermarkt, bei Kinderliedern oder im Spielzeuggeschäft zeigte ich auf den jeweiligen Gegenstand und sprach das Wort besonders langsam und außergewöhnlich d-e-u-t-l-i-c-h.
Nun hat es aber wirklich schlimme Auswüchse angenommen, denn die Kinder können mittlerweile einiges an Vokabular und ich stehe immer noch winkend zwischen diversen Regalen. Unbeteiligte glauben ich sei taubstumm und Taubstumme glauben ich bin verrückt. Das ganze fiel mir kürzlich ganz extrem auf, als ich im Drogeriemarkt auf Windeln deuten wollte und einer Kundin beinahe mit dem Ellenbogen den Vorderzahn eingeschlagen hätte. Die Windeln bekam ich zwar nicht bei unserem Einkauf, wohl aber Hausverbot.
Ja, böse Zungen behaupten, dass Menschen neben mir spontan den Ententanz zu tanzen beginnen. Als mein Mann und ich kürzlich in einem schicken Restaurant waren und ich während des Hauptgangs noch ein Glas Wein bestellen wollte, steckte plötzlich meine Gabel zitternd in der Holzvertäfelung und ich wusste plötzlich: ICH MUSS DAS ÄNDERN! Mein Mann zieht mich mittlerweile böse damit auf und meint, ich könnte mit meiner übertriebenen Gestik jeden Kampfjet am Flughafen einweisen, mindestens aber Stewardess werden.
Da ich aber einen verantwortungsvollen Job habe und mir meiner Marotte bewusst bin, sitze ich nun bei Besprechungen wie versteinert da und klammere mich mit beiden Händen an der Tischplatte fest. Das sieht natürlich nicht sehr entspannt aus, aber die Kollegen sollen ja nicht merken, dass ich einen Knall habe.
Wir lernen:
Redest du mit Fuß und Hand,
bist im Nu du stadtbekannt.
Ich habe Tränen gelacht.
Hi liebe Irina!
Es freut mich, dass ich anscheinend nicht alleine mit meinem Knall bin… ;)
GLG