Juhu, seit zwei Wochen hing an unserem Kühlschrank eine Einladung, auf die ich mich besonders gefreut hatte: Das multikulturelle Lichterfest im Kindergarten, für Leute meiner Generation „Sankt Martin“, nur ohne religiösen Hintergrund. Ich bin großer Fan von solchen Veranstaltungen – die Kinder basteln, üben Lieder, sind ganz aufgeregt und wenn es dann so weit ist stehen sie mit strahlenden Augen vor Mama und Papa und wissen gar nicht wohin sie zuerst schauen sollen. Sankt Martin ist für mich quasi eine Generalprobe für Weihnachten. Feierlich und Lichter halt.
Als der Thronfolger dann vor ein paar Tagen seine erste ganz alleine super-duper-selbstgebastelt-und-bepinselte Laterne mit nach Hause brachte, war ich kurz vorm hormonellen Supergau! Letztes Jahr war Throni Thronfolger leider über den Martinstag krank und konnte weder im Kindergarten, noch beim traditionellen katholischen Martinsumzug mit dabei sein; keine Ahnung wer trauriger war, er oder ich. Als er ein Mini-Thronfolger war sind wir mit dem Kinderwagen schonmal beim kleinen und sehr liebevoll organisierten Martinsumzug mitgelaufen, daher hatte ich für die heutige Veranstaltung hohe Erwartungen! Es gab einen Typen auf einem schicken Pferd, ein Martinsfeuer, ein aufwändiges Martinsspiel, Martinsgänse für alle Kinder und viel gutes Essen und das ein oder andere Gläschen Kakao oder Glühwein.
Ihr könnt euch also vorstellen, wie ich auf der Hinfahrt zum Kindergarten schon selbst mit strahlenden Augen und einem breiten Vorfreude-Grinsen im Auto saß und mich freute. Herr Thronfolger hatte seinen Laternen-Elefanten auf dem Schoß, die Zwillinge waren dick eingepackt, der Herr Baron war gerade rechtzeitig Heim gekommen um beim aufwändigen Verladevorgang zu helfen und der Regen hatte auch aufgehört – klingt doch nach Spaß, oder?
Und dann das…
Am Kindergarten angekommen schaute ich mich erstmal irritiert um, weil offensichtlich hat die Autorin dieser Zeilen – also ich – das Prinzip der Veranstaltung mal wieder nicht verstanden. Nicht nur die Laternen der Kinder blitzten und blinkten wie die Reeperbahn bei Nacht, auch viele Muttis hatten sich richtig in Schale geworfen und ich fragte mich, ob die hohen Absätze wohl dazu da waren, trockenen Fußes durch die Pfützen zu kommen, oder ob ich tatsächlich underdressed war. Ergebnis: Ich war underdressed. Ein warmer Mantel und wasserdichte Boots sind natürlich nicht die passende Kleidung bei einer Wanderung bei Mistwetter. Sorry, mein Fehler.
Als nächstes fielen die Laternen der Kinder ins Auge. Da die im Kindergarten selbstgebauten Exemplare wohl nicht den hohen Ansprüchen der Eltern entsprachen, trugen einige Kinder ganz stolz expressionistische Kunstwerke vor sich her, die entweder von den Mamas in mühevoller Kleinarbeit entworfen worden waren oder bei DaWanDa ein Vermögen gekostet haben müssen. Egal. Mein Sohn trug stolz den Leuchte-Fanten vor sich her und ich stapfte noch stolzer hinterher.
Leuchtstäbe und Laternenweitwurf
Meine Erwartung sah nun vor, dass alle Kinder fröhlich lieder-trällernd durch die Straßen zogen, aber so ganz klappte das nicht. Stattdessen fand ich mich in einem ohrenbetäubend lauten Gewusel von großen und kleinen Kindern wieder. Farbwechsel-Leuchtstäbe blinkten in allen Farben, so dass ich ein Stoßgebet an den Schutzpatron der Epileptiker schickte und überhaupt herrschten um mich rum kriegsähnliche Zustände. Mütter schrien ihre Kinder mit schrillen Stimmen an, sie mögen ihre Laternen bitte höher und gerader halten, nicht in die Pfützen treten und artig nach vorne schauen. Übertönt wurden sie von Kindern, die entweder ihre Laterne schon kaputt bekommen hatten, oder durch eine wild durch die Luft geschleuderte Laterne am Kopf getroffen wurden.
Mein Ehemann, der Herr Baron, schien mir meine Irritation anzusehen und flüsterte rüber „Fällt es wohl auf, wenn wir einen Schlenker an der Pommesbude vorbei machen?“ Gar keine schlechte Idee…. Aus der Überlegung wurde ich allerdings unsanft durch ein lautes „KLONK“ gerissen – vor mir war ein Kind mitsamt Laterne vor ein parkendes Auto gelaufen, was die Mutter zumindest dazu bewegt hat, kurz vom Smartphone hochzuschauen. Noch eins aus dem Spiel – inzwischen erinnerte mich das Ganze eher an die Hunger Games als an eine Familienveranstaltung. Oder die Wanderung von lebensmüden Lemmingen, sucht euch was aus.
Überhaupt passierte so gar nichts Feierliches oder Andächtiges, ganz im Gegenteil. Rund um mich schlugen geschleuderte oder nicht richtig befestigte Laternen ein wie Handgranaten, die Stimmen der Muttis wurden schriller und die Stimmung bei den ersten Kindern kippte. Falls gesungen wurde war das durch den Lärm nicht zu hören.
Nichts wie weg hier…
Zurück in der Realität waren wir nun schon wieder am Kindergarten angekommen wo wir eine liebevoll verpackte Martinsgans und einen warmen Kakao bekamen, was dem Thronfolger zumindest wieder ein Lächeln auf die rotgefrorenen Wangen zauberte. Königin Elsa und ihre Mama waren leider schon nach Hause gefahren, somit wollte unser Filius dann auch recht zügig abreisen.
Zugegeben, unsere Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt, aber alle drei Kinder machten auf dem Heimweg einen zufriedenen Eindruck – darum geht es ja eigentlich. Und am Sonntag bekommen wir eine zweite Chance beim familiären Dorfumzug – Lieber Typ auf dem Pferd, enttäusch mich bitte nicht! Man kann über die katholische Kirche ja sagen was man will, aber Glanz und Gloria, das haben die voll drauf!
Wir lernen:
Wenn Schwerter blinken und Laternen fliegen,
dann kann das auch an den Eltern liegen…
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So oder so ähnlich ist das vermutlich vielerorts abgelaufen. Bin ich froh, dass meine Kinder groß sind…!
Ich bleib dann mal bei meinen hübschen nostalgischen Erinnerungen. Die mit den singenden Kindern und den bootsgestiefelten Müttern. Und verweigere mich diesbezüglich der bösen Realität.
Nostalgische Grüße vom
LandEi
Wir hatten heute auch laternelaufen von der (kommunalen) kita an st. Martin, und es war so, wie man sich das vorstellt: begonnen wurde mit einem lied, dannging es los mit einem st. Martin zu pferd vorweg und feuerwehr zu absicherung hinterher. Am ziel gab es ein feuer, wamre getränke, bratwurst und stutenkerl sowie nochmal ein lied und kurz die geschichte zu st. Martin. Bis auf das die zwillis zum ende hin müde und quakig wursen war es wirklich schön