Stillen

Murphys Stillgesetz ODER: Der Briefträger kennt meine Nippel…

Der Sonnenkönig ist da und für mich beginnt eine wunderbare Phase im Leben des kleinen Neuankömmlings – die Stillzeit. Wieso weshalb und warum ich stille, lasse ich hier mal außen vor, jeder kann tun und füttern was er will, aber für mich hat das Stillen eine besondere Bedeutung und ich genieße es in vollen Zügen. Zumindest versuche ich das, nur leider wird es uns ambitionierten Stillmamis wirklich nicht einfach gemacht. Ich rede hier nicht von sogenannten Stillgegnern oder sehr konservativen alten Damen, die es anstößig finden ein Baby über einen Busen zu ernähren – der Feind ist viel näher als man denkt!

Ruhe-Oasen zum Stillen

Meine liebe Hebamme hat mir nach der Geburt des Thronfolgers einige hilfreiche Tipps zum Thema Stillen an die Hand gegeben: Schaffe dir eine Ruhe-Oase, mach es dir gemütlich, stell dir ein Glas Wasser dazu und genieße die ruhige und entspannte Atmosphäre mit deinem Baby. Herrlich, oder? Soweit die Theorie. Heute, angekommen in der Stillzeit meines vierten Kindes muss ich sagen: DAS GEHT SO NICHT! Irgendwas ist immer und vermasselt mir die Tour, Murphys Stillgesetz!

Stilloase: Ein gemütlicher Sessel und ganz viel Ruhe

Schwierigkeitsgrad N1: Stillen, während die es an der Tür und am Handy klingelt

Kaum hat man es sich mal wirklich gemütlich gemacht, passiert etwas, was meine Stillidylle zunichte macht. Meine kleine Ruhe-Oase ist normalerweise mein Sofa. Ich schnappe mir also den kleinen Sonnenkönig und ein Glas Wasser, mümmel mich in die Sofaecke, schwinge ein Stillkissen gekonnt um uns, platziere das Baby mit einer König-der-Löwen-artigen Geste auf dem Stillkissen, fummel mein T-Shirt hoch und los geht’s. Dies sind schon einige Schritte der Vorbereitung, bedenkt man dabei dass menschliche Jungtiere sich nicht unbedingt durch Geduld auszeichnen. Kaum sind die kleinen Äuglein geöffnet, schon geht die Sirene los, als würde der Hungertod kurz bevor stehen.

Es ist also Eile angesagt, aber genau in dem Moment passiert es! Ding-Dong, es klingelt an der Tür. Mist… Muss ich wirklich hingehen? Würde ich nicht mit bereits aufkommender Panik auf die Windellieferung mit der Post warten (bei drei Wickelkindern kein unwichtiges Event…) würde ich ja sitzen bleiben. Aber nein, da muss ich wohl hin. Also alles wieder eingepackt, das quietschende Wesen über die Schulter geworfen und los zur Tür. Dort angekommen steht allerdings eine Dame, die nicht in stillbaby-stuhlgang-gelb gekleidet ist und auch kein Paket für mich dabei hat, sondern mir einen Katalog mit Angeboten für Tiefkühlkost überreicht. Sie möchteunbeeindruckt vom Geschrei meines Sprößlings ihren Spruch aufsagen. Echt jetzt?! „Es ist gerade schlecht“, scheint sie auch nicht davon abhalten zu können, deswegen teile ich ihr mit lauter und deutlicher Stimme mit dass ich sie eh nicht verstehen kann und schließe die Tür.

Kaum sitze ich wieder auf dem Sofa (Wasser holen, Hinsetzen, Stillkissen, Baby ablegen, blank ziehen) klingelt es wieder an der Tür. Ist nicht wahr… In der Hoffnung dieses Mal den Postboten zu Gesicht zu bekommen packe ich alle Körperteile wieder ein, ignoriere den inzwischen wütenden Blick des Sonnenkönigs und renne wieder zur Tür. Dazu gesagt, unser Postbote ist ein besonders freundliches Exemplar (wir nennen ihn Graf Grantig) und es ist jedes Mal eine Freude sich seine Motzereien anhören zu dürfen. Tatsächlich steht besagter Briefträger mit einem großen Paket vor der Tür und muffelt „Hausfrauen brauchen immer am längsten bis zur Tür.“ Ich überlege kurz ob ich ihm anbiete das nächste Mal mit wehenden Brüsten zur Tür zu stürmen, denke dann aber dass seine miese Laune wahrscheinlich durch den mangelnden Kontakt mit weiblichen Brüsten ausgelöst wird und lasse es lieber bleiben. Man will den armen Mann ja nicht überfordern.

Zurück auf dem Sofa ignoriere ich das klingende Telefon (wozu gibt es eine Anrufliste?) und versuche endlich mein Kind zu füttern. Aus dem Augenwinkel sehe ich noch wie der Kater mit seiner Schmutzpfote in meinem Wasserglas angelt. Egal, da vertrockne ich lieber als nochmal aufzustehen!

Bereit für Schwierigkeitsgrad 2? Stillen, während die älteren Geschwister zu Hause sind.

Hat man sich gerade in Position gebracht ist entweder ganz plötzlich die Trinkflasche leer und das ältere Kind windet sich halb dehydriert auf dem Boden, ein Spielzeug funktioniert nicht richtig oder ein Zwilling haut dem anderen auf die Mütze und beide müssen getröstet werden. Während man nun stillend und kinderbuchlesend auf dem Sofa sitzt, rechts und links eingerahmt von den liebesbedürftigen Zwonkies schleicht der Thronfolger aus dem Wohnzimmer um 3 Minuten später mit glockenklarer Stimme ohrenbetäubendem Geschrei kundzutun, dass er auf dem Klo sitzt und auf Service wartet. Er muss ja sicherstellen, dass ich ihn auf hören kann. Meine Prinzipien (Wir schreien uns nicht an!) kurz über Bord werfend brülle ich zurück „Komme sofort!“ und überlege wie ich mich aus der Situation retten kann.

Hat er vielleicht heute eine Unterhose an, auf die er verzichten kann? Nein, Mutter des Jahres werde ich zwar eh nicht, aber das kann ich nicht bringen. Ob er wohl die kleine Stillmahlzeit abwarten kann? Wahrscheinlich schlafen ihm dann die Beinchen ein und er kippt stumpf vom Klo, auch keine Option. Da er sich ein weiteres Mal lautstark bemerkbar macht – ich könnte sein Anliegen in der Zwischenzeit ja vergessen haben – grabe ich mich auf dem Berg aus Baby, Stillkissen und Zwillingen aus und rette mein Erstgeborenes aus dem Bad.

Was lernen wir daraus?

Willst du in Ruhe stillen, schaffe dir eine Ruhe-Oase – umzäunt mit Stacheldraht und schalldicht isoliert!

 

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Hier schreibt Gastautorin Neffa. Mehr von Neffa? Dann klicke auf das Bild!

 

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1 Kommentar

  1. Einfach herrlich, und so wahr.
    Wenn ich Zwillinge (Kind 4 und 5) stille, gehe ich mittlerweile mit Kind an der Brust zur Tür.
    Beherrsche das einarmige Abputzen der großen Brüder auch schon beinahe perfekt.
    Ruhe Oasen zum stillen sind bei uns leider eine Fata Morgana.

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