spinne

Wie man Kindern die Angst vor Spinnen richtig beibringt…

 

In einer Sache sind sich alle Eltern-Ratgeber einig: Das A und O in der Kindererziehung ist Konsequenz. Da schließe ich mich gerne an und bin mit allen Regeln die hier im Hause Baroness herrschen so konsequent wie eben möglich. Nur leider, leider ist das so oft leichter gesagt als getan. Es gibt da so eine Sache, bei der es für mich immer wieder eine große Überwindung ist, den Kindern das vorzuleben, was ich ihnen fürs Leben näher bringen möchte…

 

Da wir hier Zuhause ja einen Mini-Zoo mit Hund und Katz betreiben und dadurch, dass wir sehr ländlich wohnen und eh ständig von Viehzeug umgeben sind ist unsere oberste Regel: Zu Tieren muss man nett sein! Pompi und Jeanny üben auch fleißig „Ei Ei“ an ihren Plüschtieren, bevor wir Gefahr laufen aus dem edlen Main Coon Kater eine aalglatte Nacktkatze zu machen oder die Ohren der Bobtails so lang gezogen werden, dass sie beim Laufen drauftreten. Bei Herrn Thronfolger hat dieses Konzept schon wunderbar gefruchtet, wenn ich mich erinnere, wie er im Urlaub einem größeren Kind eine Standpauke gehalten hat. Dieser hatte nämlich eine Möwe durch lautes Geschrei vertreiben wollen, was Throni so gar nicht lustig fand. Im Gartencenter war er auch so zuvorkommend, einer Hummel genauestens den Weg zu den großen pinken Blumen zu erklären, weil die ganz sicher besser schmecken als das grüne Gestrüpp, auf dem das gestreifte Fliegetier gerade saß.

Kurzgefasst wissen die Kinder: Hunde kriegen auch Aua wenn man sie haut, Katzen möchten nicht immer gestreichelt werden und wenn wir an Pferden vorbeigehen wird nicht in wildes Indianergeschrei verfallen. Soweit so gut, nur dass es MIR oft wirklich schwer fällt, mich an meine eigenen Regeln zu halten.

Das Problem: Spinnen.

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Ich bin damit sicher nicht alleine, und mal im Ernst: was hat sich der liebe Gott denn dabei gedacht, als er Spinnen erschaffen hat?! „Och kuck, ich hab hier noch 8 Beine übrig, die bastel ich einfach zusammen. Für den Kompost wären die zu schade“. 8 Beine, geht’s noch?! Wozu sollen die gut sein? Wahrscheinlich damit die Biester schneller vom Garten ins Haus gelangen, wo sie mich dann zu Tode erschrecken können. Und jaja, ich weiß dass Spinnen Nützlinge sind und Fliegen, Mücken und sonstiges Getier fressen, aber ich bin gerne bereit mit jeglichem Ungeziefer Freundschaft zu schließen, wenn ich damit Spinnen loswerden könnte.

Als ich noch keine Kinder hatte sah meine Spinnen-Bekämpfungs-Taktik ungefähr so aus: Spinne sitzt an der Wand. Ich renne zum Schuhschrank. Spinne mit einem Schlappen erschlagen klingt ja erstmal sinnvoll, aber so nah traue ich mich erst gar nicht ran. Also reiße ich alle Schuhe aus dem Schrank, werfe sie aus zwei Metern Entfernung auf das Krabbeltier und brülle dabei „BRENN IN DER HÖLLE DU ELENDES MISTVIEH!!!“.

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Übertrieben? Na klar, aber sobald ich so ein schwarzes Vieh irgendwo nur sehe, bekomme ich Schnappatmung, Schweißausbrüche und beginne wild zu fluchen. Ich kann halt nicht anders. Auch die Methode mit dem Staubsauger klappt nicht, da ich Angst habe, dass Tekla nachts wieder da rauskrabbelt und sich an mir und meiner Familie rächen will. Außerdem ist der Schlauch vom Staubsauger nicht lang genug, als dass ich nah genug ran käme.

Mein persönliches Negativ-Highlight war eine Begegnung mit einem riesigen, schon pelzigen Untier, das im Badezimmer auf dem Klodeckel saß. Ist euch mal aufgefallen, dass Spinnen sich gerne auf weiße Untergründe setzen? Ich glaube sie wissen, dass sie da noch bedrohlicher aussehen. Dieses Monster saß da also mit ihren langen haarigen Beinen und starrte mich an (denke ich zumindest) und ich hatte nichts um sie zu bekämpfen. Haarspray und Feuerzeug wäre eine Option gewesen (den neuen Klodeckel hätte ich mir dafür sogar gegönnt), aber ich hatte kein Feuerzeug.

Ich wollte gerade schon wild um Hilfe schreien, als meine Rettung auf Samtpfoten vorbeigeschlichen kam. Der Kater. Der Kater sollte sich also auch mal nützlich machen (Katzen sind auch sowas wie Nützlinge…), also schnappte ich ihn, warf ihn auf die Spinne und brüllte ganz euphorisch „Los, friss!!!“. Tat er aber nicht. Er hockte neben der Spinne auf dem Klodeckel und nun starrten mich zwei Viecher an. Das Schlimmste kam aber jetzt erst. Die Spinne machte einen grazilen Ausfallschritt zur Seite und setzte sich AUF DIE PFOTE vom Kater. Die übrigens weiß ist, merkt ihr was? Und der Kater merkt von allem nix und starrt mich weiter an. Schuhe werfen wäre jetzt gut gewesen, aber ich war ja im Bad und hatte Angst, dass die Spinne sich irgendwo verstecken würde, wenn ich kurz den Raum verlasse. Also überlegte ich fieberhaft, wie ich jetzt den Krabbler exekutieren könnte, ohne dass der Kater Schaden nimmt. Oder zumindest wenig Schaden. Zu einem Ergebnis kam ich aber nicht, da das Katertier genau in dem Moment beschloss mit mir Spielen zu wollen. Natürlich mit der Huckepack-Spinne auf dem Fuß! Das Ende vom Lied, mein Mann kam genau rechtzeitig nach oben um mich wild schreiend über den Flur laufen zu sehen, verfolgt vom Kater, der richtig gute Laune hatte. Nachdem der Herr Baron mich ausgiebig ausgelacht hatte, kümmerte er sich dann um mein Problem. Nicht auszudenken was passiert wäre, wäre er nicht Zuhause gewesen!

Kleine, feine Spinnenzucht

Leider sind solche Fälle bei uns nicht selten, da wir in einem Holzhaus direkt an einem Waldstück wohnen. Positiver Effekt für uns: besonders gutes Raumklima. Negativer Effekt: Spinnen lieben gutes Raumklima. Sie kommen uns also äußerst gerne besuchen. Quasi jede Spinne, die von der Medicus-Spinne eine Kur verordnet bekommt, nistet sich bei uns ein. Schaue ich an manchen Tagen in den Keller, bin ich sicher dass unser Haus die beste Adresse für Tarantel-Mutter-Kind-Kuren ist. Ich lebe also in Spinntopia.

Was mache ich nun, wenn Kinder in der Nähe sind? Laut brüllen, heulen und Schuhe werfen kommt nicht in Frage, auch wenn ich seit der Geburt der Kinder zum Weichei mutiert bin. Zum einen, weil wir ja alle Tiere gut finden wollen, zum anderen, weil ich meine Ängste nicht auf meine Kinder übertragen will. Also heißt es, ganz stark sein. Mütter müssen halt manchmal über sich hinaus wachsen, aber das klingt viel leichter als es ist. Wir haben vereinbart, dass Spinnen (weil sie ja auch nette Tiere sind) ganz vorsichtig aus dem Haus gebracht werden, damit sie wieder in den Wald laufen können, wo ja Mama-Spinne und Papa-Spinne schon voller Sorge mit dem Abendessen warten. So oder so ähnlich. Hauptsache weg mit den Viechern! Aber tatsächlich habe ich es geschafft trotz meiner Phobie gemeinsam mit Throni ein verirrtes Spinnentier vorsichtig einzufangen und am Wald wieder abzusetzen. Ein bisschen stolz bin ich schon auf mich, auch wenn das Tier zugegebenermaßen winzig-klein war. Aber immerhin!

Und so wachse ich in schöner Regelmäßigkeit über mich hinaus, auch wenn ich als böse Rabenmutter gerne den Throni die Ehre überlasse, unsere haarigen Besucher nach draußen zu geleiten. Und wenn dann alle Kinder im Bett sind und noch ein Spinngetier aus irgendeiner Ecke kommt, dann pfeif ich eben auf meine eigenen Regeln und werfe weiter mit Schuhen. Konsequenz ist ja schließlich was zur Kindererziehung und nicht für Mütter!

Hier schreibt Gastautorin Neffa. Mehr von Neffa? Dann klicke auf das Bild!
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1 Kommentar

  1. Unsere Spinnen wissen, wann der Papa nicht zu Hause ist und kommen dann besonders gern. Den Schreckensschrei meiner Tochter, aus sie so eine große schwarze Spinne in einer ansonsten leeren, weißen (!) Ikea-Schublade gefunden hat, habe ich sofort als solchen erkannt… Und ich halte mich auch immer zurück. Ist wohl also vererbt ;-).
    Die Spinnen in unserer Eingangstür lassen wir aber immer dort und sie guckt immer nach sie denn noch da ist… Und jetzt kommt der Herbst, da wird es wieder los gehen…

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