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Mittwochsinterview: "Wir haben Zwillinge adoptiert"

 Die Geschichte von Alexandra ist einzigartig: Die Südtirolerin hat ihre Zwillinge adoptiert. Wie oft so etwas passiert? „Die Chancen Zwillinge zu bekommen sind gleich Null“, sagte man ihr damals bei der Adoptionsstelle. Eine unglaubliche Geschichte, einer unglaublich mutigen Mutter mit zwei unglaublich süßen Kindern.

Normalerweise hat man neun Monate Zeit sich auf Zwillinge vorzubereiten. Wann wurdet ihr über die Möglichkeit Zwillinge zu adoptieren informiert?
Alexandra: Wir wurden eine Woche nach ihrer Geburt informiert. Üblicherweise erhält man „den Anruf“ einen Tag danach aber in unserem Fall wurde erst die gesundheitliche Entwicklung abgewartet. Wir waren gerade auf Urlaub…. Gestern noch Gardasee, heute schon Intensivstation.

Und hattet ihr zu Hause schon alles vorbereitet, oder kam die Information dann doch relativ plötzlich? 
Wir waren gar nicht vorbereitet. Es war erst ein halbes Jahr Wartezeit vergangen und wir haben weder noch mit einem geschweige denn mit zwei Kindern gerechnet. Die Namen hatten wir dann aber relativ schnell: Pauline und Solene.

Das heißt, kein einziger Strampler zu Hause, oder wie?
Richtig, wir hatten noch gar nichts eingekauft.

Wie war das Kennenlernen?
Die erste Zeit haben wir in der Intensivstation verbracht, da die beiden Frühchen waren und extrem untergewichtig. Ich war von früh bis spät bei ihnen und mein Mann hat in der Zwischenzeit mit meinen Eltern das Kinderzimmer hergerichtet und alle notwendigen Dinge besorgt.

Wie war die erste Zeit? Waren die Muttergefühle gleich da?
Wann genau die Muttergefühle kamen kann ich nicht genau sagen. Die Sorge um sie war gleich da und das Gefühl für sie verantwortlich zu sein. Irgendwann kam die Liebe dazu, aber es hat schon gedauert! Wir waren anfangs auch so extrem überfordert mit der Gesamtsituation dass wenig Zeit bleib in sich hineinzuhören.

Gibt es heute Kontakt zur leiblichen Mutter der Kinder? 
Da es eine anonyme Geburt war gibt es auch keinen Kontakt zur Mutter. Wir wissen sehr wenig aber ein bisschen. Von der Sozialarbeiterin die die Mutter im Spital betreut hat und es gibt einen Brief der Mutter in dem die ihre Motive erklärt. Die Kinder wachsen damit auf, es ist kein Geheimnis, d.h. auch jetzt schon erzählen wir ihnen z.B. wir es war als wir sie das erste Mal gesehen haben etc. Es gibt hier viel Literatur und psychologisches Betreuungsangebot wie altersentsprechend informiert wird.

Was empfindet man einer Frau gegenüber, die ihre Kinder weggibt?   Dankbarkeit und Respekt vor diesem Schritt! Sie wird immer Teil unserer Familie sein!

Wie oft kommen Zwillinge zur Adoption?
Bestimmt nicht sehr oft. Aber ich habe aber mittlerweile von zwei anderen Fällen erfahren.

Was war der schönste Moment?
Im Nachhinein bestimmt der Moment als wir sie das erste Mal gesehen haben!

 

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4 comments

  1. Sehr berührend das Interview! Vor allem, dass der leiblichen Mutter gegenüber so positive Gefühle empfunden werden. Das hilft sicher auch den Zwillingen!
    Ich wünsche Alexandra und ihrer Familie alles, alles Liebe!

  2. Ooohh, ein tolles Interview. Vielen Dank dafür.

  3. Meine Großeltern haben 1954 ihre Zwillinge adoptiert, meinen Vater und seinen Bruder. Sie haben es auch nur ganz kurzfristig erfahren. Anscheinend über einen Ihnen bekannten Arzt, der eines Tages meinte, da gäbe es Zwillingsjungs die keiner will… Zur damaligen Zeit war es ein unheimlich mutiger Schritt, nicht nur weil sie ebenfalls komplett unvorbereitet waren, sondern auch weil die Situation damals nicht die einfachste war. Meine Großmutter wurde für diesen Schritt sogar belächelt und es wurde schlecht über sie geredet, wie man im armen Nachkriegsdeutschland nur so etwas tun kann, sich so eine „Last“ aufhalsen. Ich bin unheimlich stolz auf meine Großeltern, die keine Sekunde gezögert haben. Ich wünschte, ich könnte jetzt, wo ich ebenfalls Zwillingsmami bin, mit meiner Oma darüber reden. Sicher freut sie sich vom Himmel herab mit uns!
    Euch alles Gute, das war eine mutige und tolle Entscheidung!

  4. Es ist sehr respokteinflössend. Ich hätte es nie gekonnt, meine Kinder zu Adoption freizugeben.

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