Huberta Gabaliers Lebensgeschichte liest sich wie das spannende Drehbuch eines Films, in dem Freude und Leid, aber (Achtung, Spoiler!) auch ein Happyend nah beieinander liegen. Uns erzählt sie ihre bewegende Geschichte und verrät, wie ihr das Schreiben ihrer Gedichtbände durch schwere Zeiten geholfen hat – Tipps für mehr Dankbarkeit und Leichtigkeit im Mama-Alltag inklusive.
Ein Blick ins Familienalbum: Huberta Gabalier mit ihren Kindern Willi, Andreas, Toni und Elisabeth.
Liebe Huberta, am Beginn eines neuen Jahres werden oft Vorsätze geschmiedet. Gerade in unruhigen Zeiten, wie wir sie jetzt erleben, liegen Dankbarkeitstagebücher und Workshops, um die Resilienz zu stärken, im Trend.
Es ist sehr schön, wenn es einem gelingt, die Dankbarkeit in sein Leben zu integrieren und man das auch im Alltag seinen Kindern vorlebt. Kinder lernen durch das Vorleben der Eltern und Nachahmung schließlich am meisten. Das dürfen wir Erwachsene nicht unterschätzen!
Leider haben wir heute manchmal verlernt, im Hier und Jetzt zu leben. Wir schauen zurück in die Vergangenheit – diese können wir aber nicht mehr ändern. Wir blicken sorgenvoll in die Zukunft und vergessen dabei leider oft darauf, uns an den Kleinigkeiten des Alltags zu erfreuen. Das Lächeln des Kindes, ein gemeinsamer Spaziergang oder gemeinsam zu essen – nur wenn man im Moment lebt, kann man auch diese Erlebnisse schätzen, da braucht es kein Kinderzimmer voller Spielzeug. Im Hier und Jetzt zu leben ist der Schlüssel zum Glück.
Mich selbst hat da bestimmt meine Kindheit am Land geprägt, die von Einfachheit und einem starken Glauben bestimmt war.
Welche Grundsätze daraus haben sie später in die Erziehung ihrer vier Kinder integriert?
Als berufstätige Vierfachmama war es mir ein Anliegen, meinen Kindern immer das Gefühl und die Sicherheit zu geben, dass ich für sie da bin und ihnen meine Zeit bewusst schenke. Da geht es gar nicht darum, dass man den ganzen Tag bewusst mit ihnen spielt, sondern ihnen das Grundgefühl mitgibt, dass man da ist, wenn sie einen brauchen. Der Leitsatz „Weniger ist mehr“ hat auch noch immer seine Berechtigung, denn oft habe ich das Gefühl, dass Kinder von dem materiellen Überfluss schier überfordert sind.
Ein Familienalltag geprägt von Liebe, Organisation und Musik
Eine liebevolle Erziehung, die aber auch Grenzen setzt und den Kindern Regeln für ein friedliches Miteinander vermittelt, sind wichtig. Natürlich war es auch eine organisatorische Aufgabe, den Alltag mit vier Kindern und die Berufstätigkeit zu managen, aber da hatte ich als Lehrerin zumindest den Vorteil, in den Ferien meiner Kinder auch frei zu haben und voll und ganz für sie da sein zu können. Mein Mann hat unter der Woche sehr viel gearbeitet, mit den Kindern war ich unter der Woche viel alleine und habe unseren Alltag straff organisiert – und die Kinder früh ins Bett gebracht, weil der Haushalt und Vorbereitungsarbeiten für den Unterricht ja auch erledigt werden mussten. Ich ziehe deshalb vor allen berufstätigen Müttern meinen Hut, gerade wenn man mehrere Kinder oder Zwillinge hat. Ich habe meine Kinder in die alltäglichen Aufgaben stets miteinbezogen, heute sind mir meine Söhne dankbar, dass sie gut kochen können (lacht).
Auch die Liebe zur Musik habe ich meinen Kindern schon früh mitgegeben. Als Mutter und Lehrerin bin ich der Meinung, dass kreative Gegenstände und handwerkliche Fähigkeiten viel mehr gefördert werden müssen. Digitalisierung und Computer-Kenntnisse sind wichtig, aber es ist das Musizieren, das Malen und kreative Werken, das beide Gehirnhälften fordert und fördert, das muss wieder mehr in unser Bewusstsein rücken und darf nicht vernachlässigt werden.
Bestimmt sind Sie sehr stolz auf Ihre Kinder.
Natürlich bin ich – wie jede Mutter – stolz auf meine Kinder. Aber noch viel wichtiger als der berufliche Erfolg meiner Kinder war und ist mir, dass sie ihren Weg gehen und glücklich sind – das ist das Einzige im Leben, was zählt. Ich lese mit Erschrecken Studien und Berichte, die aufzeigen, wie depressiv viele Kinder und Jugendliche heute sind, speziell seit der Corona-Zeit. Als Mutter einer Tochter, die den Freitod gewählt hat, trifft mich das sehr.
Sie sprechen ein trauriges Kapitel Ihres Lebens an, denn nach Ihrem Mann entschied sich auch Ihre Tochter, aus dem Leben zu scheiden und verübte Suizid. Wie haben Sie es nach diesen zwei schweren Schicksalsschlägen geschafft, Ihre positive Lebenseinstellung zu bewahren und weiterzumachen?
Nach so traumatischen Erlebnissen hat man zwei Möglichkeiten: Aufgeben oder weitermachen. Ich habe mich für Zweiteres entschieden, für meine Söhne und für mich. Das war natürlich keine einfache Zeit, aber mein starker religiöser Glaube und ein Umfeld aus lieben Menschen haben mir dabei geholfen, all das Unaussprechliche zu verarbeiten. Auch die Musik hat seit jeher einen hohen Stellenwert für mich und hat mich auch in den unterschiedlichen Phasen des Trauerns getragen. Außerdem die Liebe zur Natur, zudem war und ist für mich war das Schreiben sehr heilsam für mich, ich musste mir den Schmerz von der Seele schreiben. Demnächst erscheint mein neuer Gedichtband „Herzgeflüster“(Kurzgefasste Gedichte), diesmal mit einem gelben Umschlag – nun ist der Regenbogen bald komplett.
Was hat es mit dem Regenbogen auf sich?
Das letzte Foto am Handy meiner Tochter zeigte einen Regenbogen und auch in einem Lied meines Sohnes Andreas ist der Regenbogen ein tragendes Symbol. Meine Gedichtbände sind deshalb in den Farben des Regenbogens erschienen. Was literarisch noch kommt, wenn der Regenbogen vollständig ist, kann ich nicht genau sagen – vielleicht arbeite ich an dem Buch weiter, das bereits halbfertig ist, wir werden sehen.
Was ist Ihr Wunsch für 2024?
Ich persönlich habe keine materiellen Wünsche und bin auch niemand, der gerne reist – in meinem Leben bin ich vielleicht fünf- oder sechsmal geflogen, zuletzt 2023 zum Konzert von Andreas nach Berlin. Danach brauchte ich fast eine Woche, um mich von den Strapazen der Reise zu erholen (lacht).
Was ich mir auch heuer wünsche für uns alle und die Welt ist Frieden. Die Kriege und die schwelenden Konflikte auf der ganzen Welt sorgen bei mir teilweise für schlaflose Nächte und stimmen mich traurig und nachdenklich – auch ein Grund, warum ich seit der Corona-Krise kaum Zeitung lese und auch unseren Fernseher nur spärlich nutze. Gemeinsam mit meinem Mann Gert wollen wir das Negative so bewusst nicht zu nahe an uns heranlassen, er meint in dem Zusammenhang oft scherzhaft „uns kriegen sie nicht!“ (lacht). Für meine Familie wünsche ich mir weiterhin viel Gesundheit.
Huberta Gabalier
Die ehemalige Hauswirtschaftslehrerin Huberta Gabalier (65) verarbeitet in ihren Büchern schwere Schicksalsschläge (Suizid von Mann und Tochter Elisabeth). Heute lebt sie bei Graz (Österreich), glücklich verheiratet in 2. Ehe mit Gert, und liebt es, Zeit in der Natur und mit ihren Söhnen (Willi, Andreas und Toni) zu verbringen.
Herzleben
Mediationen mit Herz
Herzweihnacht
Von Herz zu Herz
Herzgeflüster (Kurzgefasste Gedichte)
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