Die Ribisl-Zwillinge Luca und Luisa aus Innsbruck sind mittlerweile neun Jahre alt – Mama Karoline erinnert sich daran, ab wann es endlich einfacher wurde, was ihr in der ersten Zeit als Mama-Neuling das Leben erleichtert hat und welche Tipps von Mit-Müttern am meisten genervt haben.
Deine Zwillinge sind jetzt schon „aus dem Gröbsten“ draußen. Welche Zeit war rückblickend am anstrengendsten? Ab wann wurde es leichter?
Was immer das genau bedeutet, aus dem Gröbsten draußen zu sein, Zumindest hängt längst niemand mehr an meinem Rockzipfel, ich darf ganz alleine aufs Klo gehen, kann in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken, die Kinder essen selbst und meist sogar mit Messer und Gabel, ich kann einem Beruf nachgehen – und noch viel mehr: kann wieder selbst die Schulbank drücken und lerne gerade alles zum Thema „Biographien schreiben“. Deshalb finde ich Tagebücher und Blogs total spannend. Darin liest man das echte Leben.
Was war die Frage? Ach ja, was am anstrengendsten war. Da brauch ich nicht lange nachzudenken: So richtig anstrengend wurde es, als die beiden das Gehen lernten, weil sie nämlich ihre ersten 5000 Gehversuche an meinen Händen machten. Und wenn ich den einen durch die Wohnung führte, wollte gleich auch die andere. Krabbeln konnten sie nicht, warum auch? An Mamas Händen lief doch alles ganz prima. Der Tagebucheintrag dazu:
10. Juli: Luca startet seine ersten Krabbelschritte vorwärts. Bisher ist er nur rückwärts gerobbt oder auch gekrabbelt. Wirklich begeistert ist er allerdings nicht von seiner neuen Fortbewegungsmöglichkeit. Viel lieber geht (oder rennt) er an den Händen von Mama, Papa oder wer gerade sonst da ist durch die Wohnung. Geht auch viel schneller. Und was mit meinem Rücken ist, interessiert ihn anscheinend nicht wirklich. ;-)
16. Juli: „Was, er krabbelt, nimmt mir alles weg und ich kann gar nichts tun?!“ Luisa war sichtlich frustriert, hat sechs Tage lang eifrig geübt, und kann’s jetzt auch. Sie krabbelt vorwärts! Sehr tüchtig, kleine Maus!
Ein Déjavu hatte ich, als die beiden das Radfahren lernten. Plötzlich war ich wieder in dieser gebückten Haltung, die auf Dauer Schmerzen verursachte. Aber auch das ist überstanden.
Leichter wurde es für mich auf jeden Fall, als die beiden begannen, miteinander zu spielen. Mit zwei oder drei?! Das habe ich vergessen. Genossen habe ich auch die Urlaube mit zwei Kindern anstatt mit einem, dass man rund um die Uhr bespaßen muss. Da gab es öfter neidische Blicke von Einlingseltern. Sonst ja eher selten! ;-)
Stichwort #mommywars: „Das Schlimme am Mütter-Dasein sind andere Mütter“ hast du einmal gesagt. Warum?
Nicht alle natürlich, will hier niemanden verletzen. Aber die mit gleichaltrigen Kindern, die noch dazu alles richtig machen und besser wissen, die fand ich immer extrem anstrengend. Betroffene Blicke, wenn mal irgendetwas nicht nach Lehrbuch abläuft inklusive. Musste ich mich dann noch als Kaiserschnitt-Gebärende (bei Zwillingen in Beckenendlage) outen, wurde es oft richtig dramatisch. Zu den Blicken kamen Tipps, welche Therapien für meine unnatürlich Geborenen wohl am geeignetsten wären.
Waren deine Kinder in der gleichen Kindergartengruppe/Schulklasse? Warum?
Ja, sie waren und sind es noch immer. Es ist organisatorisch einfacher für mich und war bisher nie ein Problem. Die beiden sind sehr eigenständig, wohl auch weil sie Bub und Mädchen sind. Sie helfen einander, wenn nötig, sind aber nicht aufeinander fixiert. Bei jedem Elternabend erkundige ich mich, ob das auch immer noch so ist. Wenn es Probleme gibt, würde ich die Situation ändern. Dass jeder der beiden sein eigenes Ding macht, merke ich auch daran, dass sie sich manchmal zu Hause erzählen, was sie in der Schule erlebt haben.
Nach der Volksschule würde ich die beiden aber schon gerne in verschieden Schulen oder zumindest Klassen geben. Irgendwann muss die Trennung sein, und ich denke, für meine ist das der richtige Zeitpunkt.
Sind Zwillinge irgendwann einmal „ganz normale Geschwister“?
Ja, ab dem Zeitpunkt, wenn sie nicht mehr nebeneinander und als Zwillinge locker identifizierbar im Kinderwagen sitzen. Dann hört auch die Anteilnahme auf der Straße auf. „Oh, Zwillinge. Das ist ja eine echte Aufgabe! Und anstrengend, oder?“ Ich habe mir übrigens damals angewöhnt, auf diesen Satz mit „Nein, gar nicht. Alles ganz einfach und schön“ zu antworten.
Nach und nach entwickeln sie eigene Interessen und beginnen zu streiten. Das war übrigens bei meinen Twinnies echt spät. So mit etwa 5,6 Jahren. Da mussten sie wohl ihre Identität finden und tun das bis heute oft ganz schön leidenschaftlich.
Du hast ein Pärchen, die Kinder wachsen völlig gleich auf. Haben die beiden unterschiedliche Interessen? Wenn ja – wie gibt es das?
Seit ich meine Twins aufwachsen sehen, weiß ich, dass viele typisch weiblichen oder männlichen Interessen angeboren sind. Von wegen Erziehung! Luisa liebt Rosa und Lila, sie konnte stundenlang mit Puppen spielen und ist ganz wild aufs Handarbeiten. Da kann ich tun, was ich will. Luca mag Fußball und seine Werkstatt, trägt Blau und Grün. Eine Zeit lang war das auch für beide eine gute Möglichkeit, sich voneinander abzugrenzen. Sie macht nur Mädchensachen, er Bubensachen. Das schafft Identität.
Was sie immer verbunden hat, waren die gemeinsamen Rollenspiele. Ein echter Vorteil, wenn man Zwillinge hat. Sie lernen fürs Leben und sind beschäftigt. Dass nämlich Mama und Papa wenig geeignet sind für dieses Spiel, haben sie – oh wie schade ;-) – ganz schnell herausgefunden.
Haben die Zwillinge den gleichen Freundeskreis?
Großteils schon. Das liegt vor allem daran, dass Luca so ein „Mädchen-Typ“ ist und gut mit ihnen kann. Sie haben gemeinsam viele Freundinnen, Luisa hat ein paar, die ihr besonders am Herzen liegen, und Luca einige Buben, die ihm alleine „gehören“. Ihre Geburtstage feiern sie (noch) gemeinsam. Meist sind viele Mädchen da, und ein paar Buben auch.
Wie ist die Rivalität zwischen Zwillingen?
Sie beginnt mit dem Kampf um die Mama. Das war und ist manchmal richtig heftig für mich. Schließlich möchte ich gerecht sein und hab natürlich beide gleich lieb. Wenn dann einer kommt und sagt: „Immer bevorzugst du ihn/sie. Ich glaub du magst mich gar nicht“ – das tut weh.
Ansonsten kommt es vor, dass der eine oder die andere frustriert ist, weil er/sie was kann, was er/sie selbst noch nicht schafft. Das ist aber unter Geschwistern nicht anders, denk ich.
Welche Anschaffung war rückblickend die bisher Sinnvollste?
Die Kinder selbst ;-) aber das ist natürlich nicht gemeint, oder? Jetzt fällt mir was ein: Eine Zeitlang hatten wir einen Fahrrad-Anhänger, den man auch zum Kinderwagen und zum „Sportgerät“ umfunktionieren konnte. Das war ein „Chariot“ – teuer, aber ein tolles Ding. Wir sind damit durch die Stadt genauso geflitzt wie auf den Berg rauf. Und dann – als die beiden echt zu schwer wurden – haben wir ihn ratzfatz verkauft und noch viel dafür bekommen.
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