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Freundschaftsbücher: Texte von Analphabeten für Analphabeten

Seit meiner Kindheit hat sich etwas verändert. Und das betrifft nicht nur die Mütter, sondern auch Kinder. Während in meiner Kindheit, also der frühen Vorsteinzeit, die Kleinsten im Kindergarten das Spielen und Malen lernten, geht es heute auch schon um viel mehr: Socialising. Ja, liebe Leserin, du hast es richtig erkannt: Ich meine damit Freundschaftsbücher. Wer gibt wem eines? Und wem sollte man eines zurück geben? Das Freundschaftsbuch ist die Visitenkarte des Kindergartens. Das Ganze ist ein bisschen wie ein Netzwerktreffen für Analphabeten. Weil: Wir sprechen hier immerhin von Texten von Kindern die nicht schreiben können, für Kinder die nicht lesen können. Das ist in etwa so, als hätte ich einen arabischen Brieffreund ohne Fremdsprachenkenntnisse.

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Das passiert nämlich, wenn man die Kinder ihr eigenes Ding machen lässt. FOTO: Wheelymum.com

Versteht mich nicht falsch!

Ich habe prinzipiell nichts gegen Brieffreunde. Oder Araber. Ich habe aber nur ein begrenztes Zeitkontingent. Immerhin bin ich eine Working-Mum. Texte zu schreiben ist mein Beruf. Aber normalerweise schreibe ich für Erwachsene und nicht für Menschen, die sich Texte vorlesen lassen müssen. Und schon gar nicht für Menschen, die Aufmerksamkeitsspanne einer neugeborenen Katze haben. Nein, Freundschaftsbücher ausfüllen steht auf meiner Prioritätenliste ungefähr auf Platz 327. Knapp über Chinesisch lernen, das hat nämlich Platz 328.

Neulich passierte folgendes: Kurz war ich versucht, einen Test in einzubauen, ob diese Freundschaftsbücher überhaupt irgendjemand liest. Beim Berufswunsch von Zwilling 1 wollte ich beinahe „Waffenhändler“ schreiben. Nur so zum Spaß. Ich hab mich dann aber doch nicht getraut. Und so interviewte ich den Sprössling ob seiner Vorlieben. Weil ich mein Kind kenne, weiß ich ja, was es mag. Nur ändert sich das leider jede Woche. Und so sitze ich, am Küchentisch und frage den Sprössling ob seiner Lieblingsfarbe heute immer noch schwarz ist oder nicht.

Aber ich räche mich jetzt!

Die Zwillinge haben bald Geburtstag. Und BEIDE KINDER bekommen DAS HIER!  HARRR, HARRRR, HARRRR: Jeder, der uns künftig ein Freundschaftsbuch in die Hand drückt, der bekommt gleich zwei zurück!

Wir lernen:

Das Kindergarten-Freundschaftsbuch,
ist der gestressten Eltern Fluch…

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NACHTRAG: Falls sich hier jemand auf den Schlips getreten fühlt: Keine Sorge. Wir füllen natürlich alle Freundschaftsbücher gewissenhaft aus. Aber eben nur nicht gerne….

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Wer schreibt hier eigentlich?

Zwillingsmama, Kinderdompteurin, Geburtstagsveranstalterin, Chaosmanagerin und „Mädchen für eh alles“: Unter dem Netz-Pseudonym Anna Attersee schreibe ich hier pädagogisch wertlos über das turbulente Leben mit Kindern – schonungslos ehrlich, denn einer schreit hier bei uns immer… Im richtigen Leben bin ich Journalistin, arbeite im Bereich „Irgendwas mit Medien“ und habe kürzlich mein erstes Buch veröffentlicht. Mehr über mich und unsere Familie findest du HIER.

13 comments

  1. Musste gerade richtig schmunzeln bei dem Text. Mein Kleiner ist zwar nicht so weit dass er ein Freundschaftsbuch besitzt aber wenn er mal eins möchte, wird er auch aufjedenfall eines bekommen, vorausgesetzt es gibt es sie dann noch und wurde nicht über eine Smartphone App abgelöst ;) Als Kind habe ich es selbst geliebt mein Freundschaftsbuch meine Klassenkameraden zu überreichen und war immer gespannt wie ein Schnitzel über den neuen Eintrag. Mal gespannt was die Zeit bringt und ob ich dann auch die Seiten für meine Kleinen ausfüllen darf. Vielen Dank für den amüsanten Text!
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

    • einerschreitimmer

      Hey liebe Katharina!
      Ja! Aber das ist ja der Unterschied! Wir haben das damals doch selber ausgefüllt, oder?
      Dir auch ein schönes Wochenende! <3

    • Also ich arbeite an einem FREUNDSCHAFTSBUCH wo schreiben schon mal keine Vorraussetzung ist! Meine Kinder sind schon älter haben allerdings Legasthenie, also sitze ich viele Abende mit Freundschaftsbücher da und fülle sie aus. Damit ist jetzt Schluss ! In 4-6 Wochen können sie das ,,Buch der Freundschaft,, dann allein ausfüllen – malen, basteln und kleben. Nur der Name müsste geschrieben werden, das war es dann aber auch.

  2. Liebe Anneliese, ich hab grad sehr gelacht. Genau so ist es. Unnötige Hausaufgaben für die Muddis. Man setzt sich hin, fragt: „Welches ist dein Lieblingsessen?“ Der Sohn so: „äähm…“ Die Katze schleicht um uns herum und das Kind sagt: „Lachs.“ Mama: „Lachs? Noch nie im Leben wolltest du Lachs essen!“ Mama ist schon leicht angenervt, da sagt das Kind: „Aber wenn ich eine Katze wäre, dann würde ich Lachs mögen.“ Gut, dann schreibe ich bei „was ich einmal werden will“ einfach mal Katze hin.
    Un so viele Kinder im Kindergarten… In ein paar Jahren schreiben sie selber! Yeah!
    Alles Liebe, Sandra

  3. Wir hatten wzwar eins, aber ja ich fands auch irgendwie nervig. Wozu? bei uns damals gab es die Bücher erst, wo wir auch lesen und schreiben konnten. Klar ist es schön zu sehen, wer war mit mir im kindergarten, aber dafür hatten wir gruppenfotos wo die namen hintern drauf kamen :P

    Jetzt in der 2. Klasse haben wir keins mehr. Nachdem das 3 Nun auch weg ist, sehe ich es auch nimmer ein. Ich schreib wie meine mama früher, hinter dem gruppenfotos die namen, so kamm man später auch in erinnerungen schwelgen und sagen HEY das war XY :P Dafür braucht man kein Buch. Meins von früher ist auch weg. Von daher Egal

  4. ich mags echt gern, bei uns sind die erst in der Schule out, so ist es eine schöne Erinnerung an seine KiGaZeit und KiGaFreunde. Das Ausfüllen dauert doch nur 5 Minuten und oft kommt man so mal wieder ins Gespräch, wenn Kind was verblüffend anderes als erwartet antwortet und ich denke „wie jetzt?“. Bei uns im KiGa sind Freundebücher aber auch kein großes Thema, weder beim Großen noch jetzt. Manche Kinder haben welche, manche nicht und das ist auch kein großes hin und her Getausche.

  5. Vielen Dank für diesen Artikel! Ich hasse diese Bücher. Meine Jungs sind in zwei verschiedenen Kitagruppen und im Moment schreibe ich beinahe täglich in ein Freundschaftsbuch. AAAAAAHHHH!

  6. Bin leider erst bei K3 auf den Trichter gekommen, dass es auch Freundebücher wie das von Bregland gibt, die selbst ein Dreijähriger fast allein ausfüllen kann! Nun muss die Nachricht nur noch bei den anderen Familien im Kindergarten ankommen… Bis dahin beantwortete ich tapfer Fragen wie “welche Prinzessin bist du?“…

  7. Freundebücher sind unsere Telefonbücher

  8. Das Buch aus Deinem Link durfte ich gestern erst für meinen Sohn ausfüllen :-D

    Viele Grüße
    Jessica

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