Wer spitze Ellenbogen und gute Nerven hat, den zieht es kurz vor Weihnachten ins Spielzeugfachgeschäft des Vertrauens. Es sind todesmutige Analog-Einkäufer, unerschrockene Versandhandelverweigerer, die sich dieser Tage in den Vorhof der Kaufhölle stürzen.
Hier findet man wagemutige Großeltern, naive Paten und durchgeschwitzte Anverwandte jeden Entfernungsgrades, die wild gestikulierend Spielzeug an sich raffen. Irgendwo in einer Ecke verstecken sich auf dem Boden kauernd die Verkäufer und kauen an ihren Fingernägeln bis zum Ladenschluss. Aus den Verstecken traut sich kaum jemand, wenn der Tross an potenzielllen Christkindln und Weihnachtsmännern wie Heuschrecken über die bunten und glitzernden Packerl herfallen.
Um diese Jahreszeit ein Spielzuggeschäft zu betreten ist natürlich ein klassischer Einkaufs-Anfängerfehler. Profi-Mütter und Profi-Väter haben die Weihnachtsgeschenke selbstverständlich schon spätestens im Oktober stressfrei einkauft und sich dabei auch ausgiebig beraten lassen. Das nennt man Selbstschutz und Lernen aus Erfahrung…
Im Spielzeugmarkt gibt es gerade jetzt – so mutmaßt zumindest der Laie – mindestens Rutschautos gratis. Oder aber einen echten 7erBMW – so genau kann man das nicht sagen. Man sieht wie sich Großeltern vor einem Regal beinahe um den letzten Teddy prügeln. Im näheren Bekanntenkreis wurde sogar von zwei Menschen berichtet, die sich mit (den letzten beiden) Leuchtschwertern um ein Bobby-Car duellierten.
Ein langer Abschied
Und so wappnen sich Spielzeug-Einkäufer jeden Alters schon vor dem Geschäft auf das Bevorstehende: Es ist so, wie wenn man in den Krieg zieht. Man haucht seinen Liebsten noch einen letzten Kuss zu, winkt aus der Entfernung und stürzt sich in das vorweihnatliche Gewusel. Und dort herrschen andere Spiel-Regeln: Da werden Stolperfallen aus Duplo-Kartons gebaut, Playmobil-Parcours führen durch das Geschäft und selbstverständlich findet man in zufällig ein pädagogisch völlig wertfreies Spiel mit dem zur Jahreszeit passenden Titel: „My first Weihnachtsshopping-Nahkampfset – Original mit Wurfsternen und Schlagring“. So ausgestattet legt man sich beinahe ganz von selber unter den Weihnachtsbaum.
Aber zuvor heißt es warten lernen, weil die Menschenmassen, die zuvor ins Geschäft stürmten, nun auch hinaus wollen. Voll bepackt, verstört und entkräftet schieben sich desillusionierte Einkäufer in Richtung Kassa. Die letzten Krasftreserven werden nun aktiviert und man wähnt sich dem Ziel nahe, da ertönt von ganz vorne der schicksalsschwere Satz: „Nein, der Preis stimmt nicht, aber ich geh‘ mal schnell beim Regal nachschauen.“ Revolutionen haben vielleicht so ähnlich begonnen. Hier in diesem Spielzeugladen könnte schon eine einzelne Kassiererin für das Ende westlicher Demokratie sorgen.
Eine Spur von Legosteinen, Barbiekleidchen und Stofftierhaarbüscheln pflastern den Weg zum Parkplatz, aufgeweicht durch Schweiß und Tränen ihrer Käufer.
Wir lernen:
Betrittst du das Kaufhaus auch nur schnelle,
bist du schon in der Weihnachtshölle.
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Ist das Foto echt??! Ich hab auch herzlich gelacht, bei uns gabs auch Dramen, weil nicht mehr alles zu kriegen ist. Meine Mutter geht auch wirklich jetzt im Dezember Weihnachtsgeschenke kaufen.
So wahr :) erkenne mich oft in deinen Schilderungen wieder. Deine Art alles mit Humor zu nehmen ermutigt sicher viele Mamas die das „pädagogisch wertvolle“ Gedöns satt haben.
Danke!