Mit Kindern über den Tod und Verlust sprechen: Tipps der Kinderpsychologin für den Umgang mit Trauer in der Familie

Der Tod eines geliebten Menschen oder des Haustiers kommt oft überraschend und unvorhergesehen. Eltern müssen dann nicht nur mit der eigenen Trauer klar kommen, sondern auch die Trauerarbeit ihrer Kinder begleiten. Diese Ausnahmesituation überfordert viele Elternteile, zu groß ist die Angst, etwas falsch zu machen. Wir haben Kinderpsychologin Susanne Grohs-Schlager um Tipps für den Umgang mit Trauer und Verlust gebeten.

Kinderpsychologin Susanne Grohs-Schlager ist selbst vierfache Mutter und gibt Tipps für den Umgang mit Tod und Verlust.

Mit Kindern über den Tod reden – ja oder nein? 

Der Tod gehört zum Leben dazu. Prinzipiell werden die Kinder früh mit dem Tod konfrontiert, indem Verwandte sterben, sie sich von einem Haustier verabschieden oder sie hören, wenn Erwachsene darüber reden. Ein Konzept vom Tod hat ein Kind unter 6 Jahren jedoch noch nicht, daher ist es wichtig, den betroffenen Kindern verständlich zu erklären, was es bedeutet, wenn jemand stirbt. 
Für Kinder ist es üblich, dass sie sich vorstellen, dass die Toten in den Himmel kommen. Dieser Gedanke erlaubt viel Fantasie, die man mit dem Kind gemeinsam besprechen kann. 
Mit nicht betroffenen Kindern sollte man noch nicht über den Tod reden, so lange es keinen Anlassgrund gibt und solange sie nicht danach fragen. 
Wichtig ist es vor allem nicht vom eingeschlafen zu sprechen. Die Worte: „Er/Sie sei eingeschlafen“ können den Kindern Angst machen, da diese Person ja nie wieder aufgewacht ist und jetzt auch nicht mehr verfügbar ist.

Ab welchem Alter verstehen Kinder, dass jemand gestorben ist und nicht mehr wieder kommt?

Ab ca. 6 Jahren.

Trauern Kinder anders als Erwachsene?

Das Spannende ist, dass der Teil, der im Gehirn für unsere Gefühle zuständig ist, nicht erwachsen wird, laut neuen Erkenntnissen der Neurobiologie bleibt dieser Teil kindlich entwickelt wie bei einem Kind mit ca. 6 Jahren. Das heißt wir trauern als Erwachsene wie kleine Kinder, wir haben nur außerhalb herum etwas dazu bekommen, dass wir die Trauer bzw. die Gefühle regulieren. Aber das Gefühl an sich, fühlt sich gleich an.
Das ist übrigens bei allen Gefühlen so: Angst, Trauer, Furcht, Freude, Wut etc.

Das heißt unsere Gefühle fühlen sich gleich an, daher empfiehlt es sich auch bei der Kommunikation mit Kindern, nicht über den Verstand zu gehen (deutlich unterschiedliches Entwicklungsstadion), sondern auf Empfindungsebene zu bleiben. Ihm Verständnis zu zeigen, mitzufühlen. 

Was gilt es in Gesprächen über den Tod unbedingt zu vermeiden?

Bitte unbedingt vermeiden zu sagen, dass jemand eingeschlafen ist und nicht mehr aufwacht. Auch wichtig: Vermeiden, die Kinder nicht zu informieren – sie gehören von klein auf in den Trauerprozess begleitet, auch wenn sie es noch nicht verstehen können, ist es ein wichtiger Teil der Erfahrung. 

Wie kann ich meine Kinder im Trauerprozess unterstützen? 

Unterstützen mit Mitgefühl, Zeit und indem man den Gefühlen Berechtigung gibt und ihnen nicht mitteilt, dass es nicht so schlimm sei. 

Unser geliebtes Haustier ist gestorben-wie kann ich meinem Kind über die Trauer hinweghelfen?

Der Tod von Haustieren ist für Kinder besonders schmerzvoll, auch für uns Erwachsene, aber die kindliche Beziehung ist oft noch intensiver. Grundsätzlich gilt das gleiche wie beim Menschen. Einbinden ist immer das Allerwichtigste. Wenn z.B. das Haustier stirbt bzw. euthanasiert wird während der Schulzeit, sollte man das Kind abholen um ihn noch die Möglichkeit zu geben, sich zu verabschieden. 
Es ist nicht unbedingt zu empfehlen, dass während der Narkose das Kind anwesend ist, aber davor und danach auf jeden Fall! Es benötigt einen Abschiedsprozess. Man kann den Kindern auch die Möglichkeit geben, dem Tier noch etwas zu malen, etwas zu basteln oder gestalten, das man ihm mit auf den Weg gibt. Mittlerweile gibt es schon sehr schöne Möglichkeiten, sich auch vom Tier zu verabschieden- bis hin zu einer Verabschiedung im Tierkrematorium.
Hier sollte jede Familie den für sich richtigen Zugang finden. Es gibt bei AEVUM auch die Möglichkeit einer kindgerechten Verabschiedung, da bekommt das Kind dann auch ein Buch, welches von Kinderpsychologin geschrieben wurde, um dem Kind den Tod näher verständlich zu machen. 

Darf ich als Mama neben meinen Kindern weinen oder verstört sie das?

Natürlich darf ich als Elternteil weinen. Gefühle werden ohnehin nonverbal weitergegeben, das heißt auch wenn man nicht weint, spürt das Kind die Trauer. Und es wäre irritierend, wenn die Eltern so tun, als wäre alles gut, obwohl sie innerlich zerschmettert sind. Authentische Schilderung von Gefühlen ist immer wichtig. 

Sollen Kinder aufs Begräbnis bzw. zur Verabschiedung mitgenommen werden, ja oder nein?

Ja, mit aufs Begräbnis bzw. zur Verabschiedung, in jedem Alter, sofern der/die Verstorbene einen eher näheren Bezug zur Familie bzw. dem Kind hatte zu Lebzeiten.

Buchtipps* für den Umgang mit Tod, Trauer und Verlust

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