Eure Kinder sind peinlich? Willkommen im Club bei der „PARADE DER PEINLICHKEITEN“! Hier schreiben leidgeprüfte Profi-Mütter über die peinlichsten Erlebnisse mit ihren Kindern. Heute: Jusu Hubinger, auch bekannt als Mama Schulze. Jusu ist 36, sieht aus wie 26 und schreibt in ihrem wunderbaren Blog nicht nur über das Leben mit Kindern, sondern auch über das Leben mit Multipler Sklerose. Dass sie trotz aller Überraschungen, die das Leben so mit sich bringt, den Humor nicht veroren hat, beweist sie mit folgendem Gustostückerl:
Meine beiden Töchter sind 3 und 5 Jahre alt und entdecken seit geraumer Zeit die Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein. Früh entschied ich mich, die Dinge beim Namen zu nennen. Ich finde, Kinder sollten nicht mit irgendwelchen Phantasienamen abgespeist werden. Schon gar nicht meine. Im Alter von 1,5 Jahren wusste meine Jüngere daher bereits von ihrer Büchse bzw. „Büse“. Schließlich ist sie schon sehr früh von ihrer älteren Schwester aufgeklärt worden: „Weißt Du, Jungs haben eine Möhre, Mädchen haben eine Büchse.“
Wissbegierig mit dem Kopf nickend, bestätigte die Kleine: „Mama Büse, Papa Möhe.“ So fachsimpelten sie das eine oder andere Mal miteinander: „Weißt Du, wenn wir essen, geht das Essen in den Bauch. Und dann kommt es durch die Möhre als Kacka wieder heraus.“ Wäh?! Hier war dann immer spätestens der Zeitpunkt, erklärend einzugreifen.
Schön sind und waren auch die Inspektionen am Wochenende, nachdem Papa oder Mama geduscht haben. Dann nutzen die beiden Mädels die Zeit, um sich ihre beiden Erzeuger einmal so richtig genau anzuschauen. BÄM!: „Lass mich doch mal Deine Büchse angucken.“ Natürlich ist insbesondere der Papa von Interesse. Schließlich sieht er etwas anders aus als der Rest der Familie. Allerdings muss ich zugeben, dass ich seit dem letzten Kompliment der Kleinen doch inständig bete, dass das Thema mal nicht irgendwann in der Kita ausgepackt wird. Denn da säuselte sie ihrem Papa entgegen: „O Papa, Du hast aber eine schöne Möhre!“
Man denke nur daran: Die Kleine baut sich inmitten ihrer Kita-Gruppe auf, macht sich noch einige Zentimeter größer, um etwas Wichtiges zu verkünden und schmettert dann ihre Feststellung in die Runde… peinlich, peinlich… Ach, Erzieherin muss doch ein schöner Beruf sein- da weiß man immer ganz genau, was in den Familien so abgeht, oder?!
Aber so richtig peinlich wurde es letztens, als ich mich mit unserer Nachbarin unterhielt. Frau Berg ist um die 80 Jahre alt und gehört einer streng gläubigen Glaubensgemeinschaft an. Jeden Tag geht sie zum Beten in die Kirche. Ich unterhielt mich mit ihr, wie man das halt mit älteren Nachbarn so macht. Sie war gerade dabei, von ihrem aktuellen Gesundheitszustand zu berichten und meine Große tippelte neben uns aufgeregt auf und ab: „Mama? Mamaa? MAMAAA, ich muss Dir was sagen.“
Sie wollte mir unbedingt etwas erzählen und zog so lange an meiner Hand, bis ich ihr meine Aufmerksamkeit schenkte. „Mama, hat Frau Berg auch eine Büchse?“ Ich schaute verschämt Frau Berg an, aber sie hatte die Frage nicht mitbekommen. Erleichterung auf meiner Seite. Frau Berg quatschte einfach weiter. „Ja, hat sie.“, zischte ich meiner Tochter zu und schenkte meine Aufmerksamkeit wieder der Nachbarin, inständig hoffend, dass damit das Thema vom Tisch sei.
Doch das dicke Ende kam noch.
Denn ich konnte meiner Tochter ansehen, wie sie nun begann, nachzudenken. Ich konnte die Hirnwindungen geradezu erkennen, die die Gedanken nahmen. Bis alles endlich in ihrem Mund angekommen war und raus wollte. „Das ist aber dann eine alte Büchse!“, stellte sie fest. Mit hochrotem Kopf schaute ich wieder zu Frau Berg. Normalerweise unglaublich schwerhörig, hatte sie das natürlich mitbekommen. Alles andere wäre ja auch zu schön gewesen! Frau Berg schaute mich verwirrt an. Und ich wählte die Strategie der Verdrängung. Quasi die Straußenvariante, nur ohne Kopf. Eher so mit reden, aber natürlich nicht über die Sache selbst. Sondern mit soviel belanglosem Geschwätz, dass Frau Berg einfach ihre alte Büchse vergessen musste. Jedenfalls hoffe ich das.
Sie selbst hat es nicht noch einmal angesprochen. Aber mir kommt es so vor, als würde sie seitdem noch öfter zum Beten in die Kirche gehen… Ich hoffe, doch nicht etwa für uns?!
____
Die Autorin Jusu Hubinger betreibt unter dem Namen Mama Schluze einen wunderbaren Familienblog, in dem sich nicht nur alles um die Aufzucht des Nachwuchses, sondern um das Leben mit einer MS-Erkrankung dreht. Bald erscheint Mama Schulzes erstes Buch, das wir an dieser Stelle natürlich ausführlich rezensieren werden. Ihr findet Jusu Hubinger auch auf Facebook, Twitter und Instagram.
_____
Mehr aus der Parade der Peinlichkeiten gefällig?
Irgendwann werden alle Kinder peinlich: Willkommen also bei der Parade der Peinlichkeiten:
1. Teil: Peinlich sind nur die anderen (Glucke und so)
2. Teil: Nathalie und die Kacka-Wurst (Eine ganz normale Mama)
3. Teil: Saskia klaut im Supermarkt (Essential Unfairness)
4. Teil: Judith aus Wien und die Schwimmwindel (Stadtmama.at)
5. Teil: Daniela und der Blümchensex
6. Teil: Rike und der Glitzer-Dildo (Nieselprim)
7. Teil: Das Waschbrettoberkörperdrama (Andrea Harmonika)
8. Teil: Das Drama mit den Berliner Verkehrsbetrieben (Frau Confuss)
9. Teil: Jusu und die alte Büchse (Mama Schulze)
10. Teil: Marianne und der brüllender Mantel
11. Teil: Ein Schwank aus dem Kreißsaal (2KindChaos)
Auch du willst einen Beitrag zur „Parade der Peinlichkeiten“ schreiben? Dann schick deine Zeilen doch auf: einerschreitimmer@gmx.at