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Weihnachtsfotos: Ein Drama in drei Akten


Um die Welt an unserem uneingeschränkten Familienglück Teil haben zu lassen, machen wir jährlich ein desaströses entspanntes Weihnachts-Fotoshooting im Studio des Vertrauens. Oder besser gesagt: Wir versuchen es. Jedes Jahr endet es wieder in einem tragischen Desaster. Auch heuer sollte keine Ausnahme sein… Doch was wäre die Vorweihnachtszeit  ohne Drama und Tränen? Eine Tragödie in drei Akten….

Der Tragödie erster Teil

Wie jedes Jahr kommt Weihnachten  völlig unverhofft am 24. Dezember. Und so überrascht das alljährliche Fotoshooting den besten Ehemann von allen stets aufs Neue… „Was? Schon wieder?“, grummelt er widerborstig und völlig erstaunt.  Er hat wichtige Meetings…. Aber, ein erstes Weihnachtswunder findet statt: Alle Termine lassen sich problemlos verschieben.

Schon Wochen, ach was Monate, vor dem angesetzten Shooting habe ich passende Outfits für meine Lieblinge zusammen gestellt. Dieses Jahr soll noch schöner und festlicher als letztes Jahr werden – Fotos für die Ewigkeit werden wir sozusagen knipsen. Jetzt ist nur leider Vaters Hemd ungebügelt, eine Kinderhose unauffindbar und Mickey hat sich mit Schokolade vollgeschmiert und trägt dabei jenes selig befreite Lächeln auf dem Gesicht, das für die Bilder perfekt wäre, aber jetzt gerade nichts Gutes verheißt. Also wird schnell das Ersatzoutfit ausgewählt, Mickey bekommt einen neuen Pulli und Maus wird mit jenem Kakao versorgt, den er lautstark schreiend bei offener Haustür die letzten zehn Minuten eingefordert hat.

Der Tragödie zweiter Teil 

Alle sitzen, gestylt und gesättigt, in der Familienkutsche. Es hat sich ein kleiner Rückstand im Zeitplan ergeben, aber noch sind wir guter Dinge und summen „Oh du Fröhliche…“. Doch bereits auf der Auffhart zur Autobahn deutet uns das orange blinkende Staulicht, dass Geduld eine Tugend und eine Umleitung dringend nötig wäre. Und das Navi sagt ganz einfach: „Alle Umleitungen sind leider verstopft!“ Wenn da nicht Weihnachtsfreude aufkommt… Spätestens auf halbem Weg wissen wir auch, warum wir die Bundesstraße sonst immer meiden, wobei es schon erstaunlich ist, dass alle LKWs ausgerechnet heute die Geschenke in die Läden bringen. Da wird leise Kapitalismuskritik im Auto laut…

Wir rufen also vorsorglich im Studio an, dass wir den geplanten Termin vermutlich nicht einhalten werden können. „Kein Problem,“ sagt die freundliche Dame am anderen Ende, „anschließend hat sowieso noch ein anderer Kunde gebucht.“* Ein kurzes Hoch auf die Privatwirtschaft und den Unternehmergeist – der beste Ehemann von allen beißt kurz in das Lenkrad und beginnt ein äußerst waghalsiges Überholmanöver, das uns kurz Auge in Auge mit ein paar Schweinen auf einem Viehtransporter bringt. Dennoch drängt sich uns die kurze philosophische Frage auf: Haben die armen Schweine am Transporter es vielleicht besser als wir?

Der Tragödie dritter Teil

Leicht unentspannt aber sichtlich durchgeschwitzt kommen wir auch nur 15 Minuten zu spät zu unserem 40-minütigen Fotoshooting. Und aufs Klo müssen auch noch alle. Die  nachfolgende Familie sitzt schon gestylt und entspannt am Sofa und winkt uns fröhlich beim Betreten des Studios zu. So bleibt uns also nichts anders übrig, als die Mäntel in eine Ecke zu werfen und das Unmögliche möglich zu machen: Weihnachtsfotos. Micky bekommt gleich beim ersten Blitzlicht einen Schreikrampf, den er beachtlicherweise 23 Minuten durchhält und sich dementsprechend die Weihnachtsmütze in die Augen zieht.

Maus hingegen ist entspannt, fällt aber ob seiner Neugier, warum sein Brüderchen denn so schreit, immer wieder vom Deko-Schlitten. Und just, als die nette Dame vom Empfang sagt: „Noch zwei Minuten“, tritt Entspannung und Ruhe ein. Beinahe der viel gepriesene Weihnachtsfrieden macht sich breit. Und so schießen wir in den verbleibenden 120 Sekunden die Fotos für die Ewigkeit, die unser Familienglück für die Nachwelt fest hält… Na wenn das kein kleines Weihnachtswunder ist?

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Wir lernen:

Familienglück ist’s noch so klein,
kann auch im Fotostudio sein…

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Wer schreibt hier eigentlich?

Zwillingsmama, Kinderdompteurin, Geburtstagsveranstalterin, Chaosmanagerin und „Mädchen für eh alles“: Unter dem Netz-Pseudonym Anna Attersee schreibe ich hier über das turbulente Leben mit Kindern – schonungslos ehrlich, denn einer schreit hier bei uns immer… Im richtigen Leben bin ich Journalistin, arbeite im Bereich „Irgendwas mit Medien“ und habe kürzlich mein erstes Buch veröffentlicht. Mehr über mich und unsere Familie findest du HIER.

 

16 comments

  1. Sehr bildlich und lustig geschrieben – ich konnte euch zusehen :) Alle Achtung dass ihr die Tradition noch nicht an den Nagel gehangen habt ;) Ich hoffe die Beschenkten wissen den Aufwand zu schätzen :D

    Jetzt hab ich aber auch Lust die Fotos zu sehen ;)

    Liebe Grüße,
    Sarah

  2. Ich fotografiere die Kinder immer selber und habe in 4 Jahren eins gelernt: ich muss schnell sein! Oo

  3. einerschreitimmer

    Oh ja – denn einer schreit immer… ;)

  4. Hihi, die Fotos will ich sehen! Und bei mir ist das Familienglück im #Familienmoment enthalten Wieder diese Woche Mittwoch. …
    Viele liebe Grüße, Küstenmami

  5. So genial und so inspirierend! Die Idee mit den Schildern ist klasse und wird für unser Shooting (ojeeee!) stibitzt.
    Danke!!!

  6. Oh ja, das kenne ich. Wir hatten eben jenes Erlebnis am Samstag – allerdings mit einem 4-Jährigen und zwei 20 Monate alten Damen. Das Making of füllt ein Fotobuch … Und was funktioniert am Ende am besten? Bestechungsgummibärchen!

  7. Ahh, ich liebe die Fotos – gerade die „verkorksten“…das ist doch viel besser als immer langweilig und brav…ich habe herzlich gelacht und mir fest vorgenommen: das machen wir nächstes Jahr auch – Chaos hin oder her :-)

  8. Ganz ehrlich: Ich finde ein Fotoshooting mit einem Kleinkind schon ganz schön anstrengend! Ich verneige mich hiermit vor allen Zwilling-Mamas, die in 40 Minuten auch nur 1 gutes Foto schaffen! ;)
    Liebe Grüße, Christina

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