Einer schreit immer
Unsere Nächte MIT den Kindern Foto: www.pressthebutton.at

Neun Stufen der Müdigkeit, die nur Eltern kennen…

Stand der Dinge: Augenringe! Zugegeben, so kurz nach der Geburt war ja alles halb so schlimm: Als Neo-Eltern hat man diesen hauseigenen Hormoncocktail, den müde Bank-Manager durch Koks erreichen. Und man hat diesen Jungeltern-Stolz an sich. Wie kleine Orden schleppt man seine Augenringe durch den Tag – immerhin sind sie Zeichen, dass man jetzt in einem exklusiven Club aufgenommen wurde. Eintrittskarte ist das Durchtrennen der Nabelschnur – Austreten kann man nie wieder. Und schlafen demnach auch nicht.

 

 

Die Magie der ersten Monate ist irgendwann dahin. Man leidet unter Schlafentzug, der ja in manchen Ländern bekanntlich als Folter angewendet wird. Man sehnt sich nicht nach Bei-, sondern viel mehr  nach Tiefschlaf. Denn die harte Realität beginnt: die Zähne kommen. Die bohren sich nämlich erst durch das Zahnfleisch des Kindes und gleichzeitg damit auch durch die Nerven der Eltern. ABER VORISCHT! SPOILER: Es wird nicht besser!

Denn wenn die Kleinen erst mal mobil sind, dann beginnt das eigentliche Drama: Mütter meines Alters können sich bestimmt noch an diese rosa Häschen aus der Batterie-Werbung erinnern, oder? Genau so sind die Kinder… Die stehen unter Strom und laufen, und laufen, und laufen… Sie öffnen sich dann selber die Türe von ihrem Zimmer, trappeln den Flur entlang und legen sich ungefragt zu dir ins Ehebett. Quer. Oder sie strecken ihre kleinen Eisezehen auf deinen Oberschenkel und klauen dir mit treuherzigem Blick die Decke. Bei Zwillingen sieht das dann so aus…. Manchmal singen sie einfach in der Nacht. Oder sie wollen, dass du singst. Du bist dir nicht sicher, was davon besser ist…

Es liegt also kaum etwas näher, als ein kleine Typologie der Elternmüdigkeit aufzustellen:

  • Kurzes Hinsetzen führt zu Sekundenschlaf. Besonders gefährlich sind dabei weiche Flächen. Im entfernten Verwandtenkreis wurde von Eltern erzählt, die selbst bei Hautkontakt mit einem Sofa stumm umgefallen sind und sofort einschliefen. Achtung: Das kann zu Hausverbot in Möbelhäusern führen! Weil man als Jungeltern aber gerne seine Zeit in schwedischen Einrichtungshäusern abhängt (klar – dort ists egal ob Essen am Boden landet) sollte man daher besonders aufpassen.
  • Man gähnt. Inbrünstig und oft. Jeder Dentist hat seine wahre Freude, wenn er Eltern als Patienten hat. Schon aus der Ferne kann er eine erste Diagnose stellen. Das Gähnen von Jungeltern ist so herzhaft, dass man im Zoo sogar die Löwen damit anstecken kann.
  • Das Gehör nimmt nur noch ein dumpfes Hintergrundrauschen wahr. Ob die Kinder streiten oder nicht, erkennt man nur an Gestik und Mimik. Was reden die Kinder überhaupt? Ist das Hebräisch? Oder Hindu? Weil man sich eine kurze Auszeit gönnen möchte, verzieht man sich für einen Moment aufs Klo. Das kann allerdings gefährlich sein, wie wir aus Punkt 1 Wissen.
  • Besonders gefährlich ist die Eltern-Müdigkeit beim rituellen Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten: Auch hier lauert die Gefahr des Sekundenschlafs. Folgende Formulierungen sind dabei tunlichst zu vermeiden: „Und der Prinz wurde immer müder. Müüüüder. Müüüüüd. Müüü..
  • Müdigkeit ist anstrengend. Gehirn läuft auf Sparflamme. Die Sprache verarmt. Lange Sätze verwirren. Einfache Anweisungen führen zum Erfolg. Hauptsätze dominieren. Schweigen ist am besten.

    Tipps zum Einschlafen*

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  • Hast du schon mal im Gespräch mit einem Kleinkind den roten Roten Faden verloren? Zugegeben, das ist ein bisschen peinlich – passiert aber bei ausreichend Schlafmangel oft und gerne. Mit passierte das erst kürzlich:
    Kind: „Mama! Bitte! Machen!“
    Mama: „Hä? Was soll ich jetzt machen?“
    Kind: „Bitte! Helfen!“
    Mama: „Womit? Was ist los? Wer bist du eigentlich?“
  • Man agiert ferngesteuert. Hin und wieder kann man sich gar nicht mehr erinnern, was man alles an einem Tag erledigt oder erlebt hat:
    „Die Kinder haben doch heute bei uns im Bett geschlafen?“
    „Nö – das war gestern. Oder doch vorgestern?“
    ODER ABER:
    „Wolltest du nicht die Küche aufräumen?“
    „Sollte ich wohl – oder wir schalten einfach das Licht ab…“
  • Man maht Tipfehla in Blog-Texten. Oder in SMSen. So ein Buchstabenverdreher kann einen ganzen Text urinieren.
  • Habe ich Punkt 9 nicht schon geschrieben? Keine Ahnung… Wie spät ist es eigentlich? Warum tippe ich das hier? Ich lege mich mal kurz hin und stöbere hier…. Nur kurz…

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Wer schreibt hier eigentlich?

Zwillingsmama, Kinderdompteurin, Chaosmanagerin und „Mädchen für eh alles“: Unter dem Pseudonym Anna Attersee schreibe ich hier über das turbulente Leben mit Kindern – schonungslos ehrlich, denn einer schreit bei uns immer… Im richtigen Leben bin ich Journalistin, arbeite im Bereich „Irgendwas mit Medien“ und habe kürzlich mein erstes Buch veröffentlicht. Stolz bin ich auf meine Kinder und meinen Online-Shop. Mehr über mich und meine Familie findest du HIER.

 

 

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26 comments

  1. Herrlich! Ich stimme in allen sieben Punkten zu! Oder waren es elf? Egal, weiter als drei darf ich nicht zählen, sonst schlafe ich ei….

  2. Nicht zu vergessen der Punkt (Tag), an dem man nach gefühlt 1 Stunde Nachtschlaf (nicht am Stück!) die fröhlich quieksenden oder brüllenden Kinderlein im Kinderwagen kutschiert, damit es eeeeeeeendlich Ruhe gibt, und man sich am Kinderwagen festhält, damit man nicht im laufen umkippt und einschläft. Wie man von A nach B und wieder zurück nach A kam? Keine Ahnung… Zombies sind ein sch…Dreck dagegen

  3. Vielen Dank für den Text! Nach drei schlimmen ‚Zahnnächten‘ in Folge, zudem eh schon vorhandenen Schlafdefizit, habe ich einige Male laut los gelacht, weil ich jeden deiner Punkte so gut kenne…
    Schöne Grüße, Caro

  4. Und es wird nicht besser… Vor allem, wenn man wieder arbeiten muss und es dort niemanden juckt, ob man die halbe Nacht auf 30cm mit einem Ellenbogen im Gesicht (oder war es der Kopf? Oder der Hintern) verbracht hat.
    Wo war ich gerade? Achja… Kaffee! Kaffee geht immer! Hilft zwar irgendwie nicht, aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben.
    Ob es jemand merkt, wenn ich ganz kurz den Kopf in die Hände lege und die Augen zu…. „ja, Chef, alles klar, ich mache die Unterlagen fertig“
    War wohl nix…
    Und ich habe bisher nur eins…Manchmal frage ich mich, wie es manche Eltern schaffen, ein zweites hinzukriegen? Im Schlaf geht das wohl eher nicht.. Schade eigentlich… ;-)

  5. Müdigkeit für Fortgeschrittene.

    Die Frühjahrsmüdigkeit war gestern

    Vorweihnachtsmüdigkeit…

    29.11. 5:30 ist heute der erste Dezember ?

    30.11. 5:07 Mama ist heute das erste Säckchen?

    1.12. 4:15 Mama ist jetzt Dezember ?

    In 3 Stunden!!!! (Ich bin völlig fertig…)

    20:35 Mama wann ist das nächste Säckchen dran?

    Ich habe für meinen 4 jährigen nun eine uhr markiert, wann er mich wecken darf :)))

    ZZZZZZzzzzz

  6. Herrlich! Ich hab Tränen gelacht, dabei ist das eigentlich gar nicht so witzig…
    Im Sommer kommt Nummer zwei, da steige ich wohl auch ne Liga auf in der schlaflosigkeit.

  7. Wie wahr. Mit 4 kleinen Kindern ( 5, 5, 2 und 2 Jahre) haben wir eigentlich nie Ruhe. Einer schreit immer Unser Trick: wir haben eine Mitbewohnerin, die mietfrei bei uns wohnt und uns im Gegenzug mit den Kindern unterstützt. Super Deal für uns alle. Und die Kinder lieben sie. Weil auch andere Eltern Interesse an unserem Modell gezeigt haben. Haben wir das Vermittlungsportal http://www.room-and-Care.com gegründet. Schaut mal rein und verbreitet die Idee, so dass viele Eltern Unterstützung erhalten und wieder mal Schläfen können

  8. Oh so schön Als frisch gebackene jetzt dreifach Mama ist das ein Streicheln für die Seele. Es ist jetzt 3:56 die kleine Prinzessin (3 Wochen) schläft endlich warum auch immer am Sofa ein und ihr kleingroße Bruder hat jetzt das fiebern mal wieder für sich entdeckt Schlaf? Äh kann man das Essen?

  9. Nachdem ich seit 5 wach liege, weil mein Tochterkind um 4.30 aufgewacht ist und dann Licht(grell), Banane(so riecht jetzt mein Bett), Wasser(feuchtes Kopfkissen) gefordert hat, um sich dann genüsslich quer im Bett elegant in meine ganze Decke zu rollen, ist dieser Artikel das beste an der ganzen Nacht. Ich hab herzlich gelacht und fühle mich tief in der übermüdeten Mutterseele verstanden. Mein Tag wird laaaang, aber die Laune ist besser.

  10. Du triffst den Nagel auf den Kopf in jederlei Hinsicht – Hut ab! Unsere Zwillinge sind ja erst 6 Wochen und da schon einer dabei der immer schreit ;) Bin gespannt was die Zukunft so bringt.

  11. Sitze gerade aufm Klo, lese diesen Text und versuche leise zu lachen, um das Kind nicht zu wecken… so herzlich zu lesen!

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