Holzspielsachen

Warum Spieltürme immer ein Dach haben sollten…


Neulich saß ich mit dem Thronfolger beim Kinderarzt und wartete auf die U-Untersuchung. So ein Wartezimmer ist nicht nur ein Festivalgelände für die Rockstars unter den fiesen Viren und Bakterien, sondern auch der perfekte Platz für die ein oder andere Sozialstudie.

Ich ließ meinen Sprößling also in den Büchern blättern und schaute mir die anderen Eltern mit den dazu gehörigen Nachkömmlingen an. Ich hörte einige spannende Namen, merkte mir die Schuh-Marke einer ziemlich stylisch gekleideten Dame mit Kleinkind und machte mir Gedanken, wie die Mutter von frisch geschlüpften Zwillingen es wohl geschafft hat, geschminkt, in sauberen Klamotten und mit perfekt sitzendem Haar so früh morgens schon beim Arzt sitzen zu können.

Mein Blick wurde abgelenkt von einem echt niedlichen Jungen, vielleicht nicht ganz drei Jahre alt, der fleißig einen riesigen Turm mit überdimensionalen Lego-Steinen baute. Er schnappte sich gerade einen Baustein in Dachform, lief zu seiner Mama und quietschte ganz euphorisch „Und den tu is danz oben drauf!“. Gerade wollte er auf sein Meisterwerk zustürmen, da rief ihn seine Mama zurück mit den Worten:

„Nein Schatz, mach das lieber nicht. Vielleicht fällt der Turm um, dann bist du traurig“

Der Junge tat wie ihm geheißen und wendete sich wenig motiviert ein paar Spielzeugautos zu. Wir wurden aufgerufen und die Szene kam mir erst abends wieder in den Sinn. Was störte mich so immens an der Situation? Was hat diese Mutter genau gemacht? Hat sie ihren Sohn davor beschützt eine Enttäuschung zu erleben? Oder hat sie ihm die Chance genommen, etwas Großes zu erschaffen, stolz zu sein auf sein Erfolg? Was hat der Junge aus der Situation mitgenommen?

Unsere Kinder werden auf ihrem Weg vor viele Herausforderungen gestellt, kleine wie große und wir Eltern stehen daneben und müssen entscheiden, ob wir ihnen die Hand reichen um sie zu halten, oder ob wir hinter ihnen stehen um sie zu fangen, wenn sie fallen.

Verpasste Chancen

Vielleicht ist das Klettergerüst zu hoch und das Kind könnte fallen, es könnte aber auch von dort oben einen tollen neuen Ausblick bekommen. Vielleicht ist es zu gefährlich mit dem Ball Richtung Tor zu stürmen, man könnte stürzen oder den Ball verlieren. Der Junge mit dem Ball könnte aber auch ein Tor schießen und abends mit stolz geschwellter Brust und einem Lächeln auf den Lippen von seinem Triumph träumen.

Vielleicht ist es keine gute Idee, sich im Matheunterricht zu melden, die Antwort könnte falsch sein und die Mitschüler könnten lachen. Das Mädchen mit der Angst vorm Rechnen könnte aber auch die richtige Antwort wissen und zeigen was wirklich in ihm steckt. Vielleicht ist es peinlich, dass der Junge gerne Tanzen lernen möchte, die andern Jungs könnten ihn auslachen. Vielleicht wird aus dem Jungen aber auch ein großartiger Tänzer, der andere begeistert.

Vielleicht werden aus all diesen Kindern, die sich nicht trauen irgendwann Erwachsene, die eine große Chance ziehen lassen? Vielleicht bekomme ich die Abfuhr meines Lebens, wenn ich diesen tollen Mann einfach anspreche. Vielleicht ist er aber auch mein Seelenverwandter, der Vater meiner Kinder, die Liebe meines Lebens? Vielleicht bewerbe ich mich lieber nicht auf die bessere Stelle, ich könnte eine Absage bekommen. Vielleicht kaufe ich mir dieses Kleid nicht. Vielleicht wage ich diese Fernreise nicht. Vielleicht melde ich mich nicht bei einem alten Freund.

Aber warum eigentlich nicht? Weil die Gefahr besteht zu scheitern? Oder haben wir irgendwann verlernt hinter dem Risiko auch die Chance zu sehen? Vielleicht erfordert es verdammt viel Mut einen Schritt weiter zu gehen, aber vielleicht sieht man von dort aus erst wohin man möchte.

Natürlich hätte der Turm umfallen können, das haben Türme so an sich. Er hätte aber auch ein Dach bekommen und mit dem kleinen Jungen gemeinsam ein paar Zentimeter wachsen können.

 

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INTRO NEFFA
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1 Kommentar

  1. *schnief* SO RICHTIG!!! <3

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