Hilfe! Ich glaube ich bin hyperaktiv. Seit ich Kinder habe, bin ich nämlich doppelt so schnell und dreifach so produktiv wie v. K. Also in der Zeitrechnung vor den Kindern. Manchmal bin ich selber überrascht, was ich innerhalb kürzester Zeit leisten und erledigen kann. Aber beginnen wir ganz am Anfang. Und zwar wenn der Wecker läutet, oder eines der Kinder aufs Klo muss. Meistens ist das so gegen 5.15 Uhr. Eine gute Zeit um aufzustehen…
Während ich – einst als Kinderlose pünklich um 9 Uhr mit einem Coffee to Go ins Büro geschlendert bin, und meine Zimtschnecke ausgepackt habe, habe ich heute um diese Uhrzeit bereits folgende Dinge erledigt:
- Frühstück für vier gemacht
- Kleiderauswahl für drei vorbereitet
- Brotboxen, Kakao und Kaffee für zwei gemacht
- Makeup für eine (das bin ich)
- Nasse Wäsche in den Trockner
- Dreckige Wäsche in die Maschine
- Es ist 6.30 Uhr. Ich nippe an meinem ersten Kaffee
- Kinder beim Klogehen bestaunen
- Kindergartenrucksäcke packen
- Kinder (und Ehemann) 14 mal bitten die Schuhe endlich anzuziehen. (WICHTIG: Immer pädagogisch wertvolle Ich-Botschaften versenden, wegen des Kinderseelenheiles und des ehelichen Friedens: „Ich hätte jetzt bitte gerne, dass du deine Stiefelchen anziehst, weil wir sonst zu spät in den Kindergarten kommen.“
- Der Gatte stopft die Kinder ins Auto. Es ist mittlerweile 7.30 Uhr und es hat überraschend geschneit. Also: Auto abkratzen. Ich parke natürlich immer vor der Garage weil ebendiese voll mit Kinderfahrrädern und Schlitten ist. In der Zeitrechnung v. K. hätte ich mich jetzt gerade noch einmal gemütlich im Bett umgedreht, gepflegten Geschlechtsverkehr gehabt und anschließend 30 Minuten lang mein Gesicht mit Cremen und Farbe verwöhnt.
- Aber ich bin ja Mutter. Und es ist 8.05 Uhr: Ich bin endlich in meinem Keller-Büro und checke erstmals meine Mailbox, genieße die Ruhe und kann endlich ein wenig abschalten. Herrlich mein Job im Homeoffice, was für eine Wonne! Leider hält die Ruhe nicht ewig an, weil die bald alle wieder nach Hause kommen…
Mein altes Ich und ich…
In meinem alten Leben v. K., also vor den Kindern, lasse ich um Punkt 12 Uhr den Bleistift fallen. Ich habe ja immerhin einen wichtigen Termin und will mit den Kollegen im angesagten vegetarischen Lokal das neue Linsen-Dhal probieren. Dazu schlürfe ich Mango-Lassi und plaudere mondän über Filmpremieren und Neues auf dem Büchermarkt. Mein Mittagessen kostet inklusive Fair-Trade-Kaffee 17 Euro und ist natürlich bio. Als Mutter im Home-Office sieht es da in der Mittagspause ganz anders aus, tägliche Lunch-Dates kann ich mir nämlich leider weder zeitlich noch finanziell mehr leisten:
- 12. Uhr: Hektisch hechte ich im von meinem Keller-Büro hinauf in die Küche. Ah! Wie praktisch! Da steht ja noch mein Frühstückskaffee! Ich beseitige das mogendliche Chaos: Geschirrspüler aus- und wieder neu einräumen, währenddessen hänge ich in der Warteschleife vom Augenarzt um einen Termin zu ergattern.
- Was kochen wir heute? Es ist nämlich eine der großen Fragen der Menschheit: Wenn die Kinder im Kindergarten essen, warum wollen sie dann auch zu Hause noch etwas?
- Vegetarisch ist immer noch hoch im Kurs. Weil die Kinder aber bei Linsen-Dhal im Jammertal versinken, gibt es Kaiserschmarrn. Der geht immer.
- Der Augenarzt ist mittlerweile am Lautsprecher und bietet einen Termin für März 2019 an. „Um 7.30 Uhr? Kein Problem!“ Da bin ich ja ohnehin schon mindestens zwei Stunden wach…
- Es ist 14.30 Uhr. Der beste Ehemann von allen (Lehrer) bringt die Kinder vom Kindergarten und verschwindet nach dem Essen mit einem riesigen Stapel an Schularbeitenheften in meinem Kellerbüro.
- Im Büro wäre es nun Zeit für meinen ersten Nachmittagskaffee (warm). Ich aber versuche den Kinder mit sinnvollen Beschäftigungen den Tag zu versüßen. Basteln für Ostern, Malen nach Zahlen und dieses wertvolle und sündhaft teure Puzzle könnten wir auch mal wieder machen.
- Es ist 17 Uhr. Die Sonne geht langsam, schlafen, die Kinder noch lange nicht.
- Mein altes Ich wäre jetzt bei einem After-Work-Aperol-Spritz beim Netzwerken. Ich lege die Wäsche zusammen, die der beste Ehemann endlos und in großen Körben aus dem Keller nach oben schleppt. MEMO AN MICH SELBST: IM NÄCHSTEN LEBEN IN JEDEM STOCKWERK EINE WASCHMASCHINE HINSTELLEN!
- Überraschung: Die Kinder haben schon wieder Hunger. Irgendwann fressen sie uns arm…
- Das Schwiegermonster steht unangemeldet vor der Türe und will seine Enkelkinder sehen.
- Es ist 19 Uhr. Ich dusche die Kinder und bin dabei selber wie in Schweiß gebadet. Der Gatte räumt inzwischen die Küche auf und saugt den Teppich, oder wie ich es nenne: Das „Schwarze Loch„.
- Jetzt gibt’s noch eine Gute-Nacht-Geschichte und zwei Sabber-Bussis und innige Umarmungen.
Es ist 20 Uhr. Die Kinder schlafen. Ich bin hundemüde und sollte noch ein Gewinnspiel auslosen. Dann ruft meine kinderlose Freundin an und heult ins Telefon: „Ich komme immer an die falschen Männer.“ Sie erzählt gar wahnwitzige Geschichten. Jetzt sehe ich den besten Ehemann von allen wie er die Spielzeugkisten wegpackt, erinnere mich an die Kuschelzwerge und denke leise in mich hinein: „Ich hab‘ die richtigen drei schon gefunden…“
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